Die Kitaplatz-Krise in Stuttgart spitzt sich weiter zu. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt fehlen aktuell über 5.000 Betreuungsplätze für Kinder unter sechs Jahren. Besonders prekär ist die Lage in den Stadtbezirken Stuttgart-Mitte und Zuffenhausen, wo fast jedes zweite Kind keinen Platz erhält. Die tatsächliche Versorgungslücke dürfte sogar noch größer sein, da viele Eltern ihre Kinder gar nicht erst anmelden.
Nach meinen Recherchen vor Ort zeigt sich ein dramatisches Bild: Verzweifelte Eltern stehen auf jahrelangen Wartelisten, während städtische Kitas personelle Engpässe beklagen. «Wir könnten theoretisch mehr Plätze anbieten, aber uns fehlen schlicht die Erzieherinnen und Erzieher«, erklärt Susanne Weber, Leiterin einer Kita in Bad Cannstatt. Die Stadt kämpft mit einem Fachkräftemangel, der durch hohe Lebenshaltungskosten in der Region noch verschärft wird.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Vaihingen fehlen 427 Plätze, in Feuerbach 392. Die beste Versorgungsquote bietet überraschend der Stadtbezirk Plieningen. Doch selbst hier können nur 85 Prozent der Kinder einen Platz erhalten. «Diese Situation ist nicht nur ein familienpolitisches Desaster, sondern auch ein wirtschaftliches», betont Dr. Michael Richter vom Stuttgarter Wirtschaftsforum. «Viele hochqualifizierte Fachkräfte können nicht in den Beruf zurückkehren.»
Die Stadtverwaltung hat einen Notfallplan vorgelegt, der den Bau von 30 neuen Kitas bis 2026 vorsieht. In der Zwischenzeit greifen viele Eltern zu kreativen Lösungen: Betreuungsnetzwerke entstehen, Großeltern springen ein, Arbeitgeber richten betriebseigene Betreuungsmöglichkeiten ein. Eine langfristige Lösung der Krise ist jedoch nicht in Sicht. Die Frage bleibt: Wie lange können sich Familien und Wirtschaft diese Situation noch leisten?