Die Kölner Stadtspitze zieht die Notbremse: Ab sofort gilt am beliebten Brüsseler Platz ein nächtliches Alkoholverbot. Nach Monaten der Anwohnerbeschwerden über Lärm, Müll und Wildpinkler darf zwischen 22 und 6 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. Bis zu 1000 Menschen versammelten sich an Sommerwochenenden auf dem Platz im belgischen Viertel – viele davon bis in die frühen Morgenstunden.
An Ort und Stelle habe ich die angespannte Situation selbst erlebt: Familien, die morgens Glasscherben vom Spielplatz sammeln, und Anwohner, die mit Augenringen von durchgemachten Nächten berichten. «Wir haben jahrelang versucht, mit Dialog und Appellen die Situation zu verbessern, aber ohne durchschlagenden Erfolg», erklärt Kölns Ordnungsdezernent Jörg Breuer.
Das Trinken auf dem Platz bleibt tagsüber erlaubt, nur nachts greift die neue Regelung. Ordnungsamt und Polizei sollen das Verbot gemeinsam kontrollieren. Wer dagegen verstößt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 250 Euro. Eine Alternative zum früheren «Verweilverbot», das juristisch nicht haltbar war.
«Öffentliche Plätze gehören allen», sagt Anwohnerin Maria Schulz (54), «aber wenn ich montags um drei Uhr morgens zur Arbeit muss und die Party unter meinem Fenster nicht endet, ist das unzumutbar.» Gastronomen des Viertels befürchten hingegen Umsatzeinbußen.
In Hamburg und München wurden ähnliche Maßnahmen bereits erfolgreich umgesetzt. Ob das Verbot die erhoffte Ruhe bringt oder die Feiernden nur verdrängt, bleibt abzuwarten. Die Debatte zeigt einmal mehr den schmalen Grat zwischen urbanem Lebensgefühl und dem Recht auf Nachtruhe.