In Wittenberg sorgt das selbsternannte «Königreich Deutschland» seit Jahren für Schlagzeilen. Gründer Peter Fitzek, der sich selbst als «König von Deutschland» bezeichnet, hat ein Netzwerk aufgebaut, das staatliche Strukturen imitiert. Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes Sachsen-Anhalt gehören seinem Reich mittlerweile über 5.000 Anhänger an. Ein beunruhigender Trend, der Experten zunehmend alarmiert.
Die Geschichte begann 2012, als der ehemalige Kampfsportler und Videothekenbetreiber Fitzek in einer theatralischen Zeremonie sein «Königreich» ausrief. Was viele zunächst belächelten, hat sich zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelt. Das «Königreich» betreibt eigene Banken, Versicherungen und sogar ein Gesundheitswesen – alles ohne staatliche Genehmigungen.
«Das Gefährliche an solchen Strukturen ist, dass Menschen in wirtschaftliche Not geraten können, wenn sie staatliche Sicherungssysteme verlassen», erklärt David Begrich von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus in Magdeburg. Besonders in Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung finden solche Parallelwelten Zulauf.
Bei meinen Recherchen vor Ort in Wittenberg traf ich auf Menschen, die vom «Königreich» regelrecht fasziniert sind. Eine Anhängerin erklärte mir: «Hier fühle ich mich verstanden, nicht wie im deutschen System, das nur nimmt und nichts gibt.»
Der Verfassungsschutz stuft die Organisation als verfassungsfeindlich ein. Fitzek selbst wurde mehrfach verurteilt, unter anderem wegen Bankgeschäften ohne Erlaubnis. Dennoch expandiert sein «Königreich» weiter und kauft Grundstücke in mehreren Bundesländern.
Die Auswirkungen reichen weit über Wittenberg hinaus. Besorgniserregend ist vor allem, dass immer mehr normale Bürger, nicht nur klassische Reichsbürger, angesprochen werden. Der Fall zeigt exemplarisch, wie fragil das Vertrauen in staatliche Institutionen geworden ist. Die Frage bleibt: Wie kann ein demokratischer Staat solchen Parallelstrukturen wirksam begegnen, ohne Grundrechte einzuschränken?