Der Tod eines 53-jährigen Mannes nach einem Polizeieinsatz in Hamburg schockiert die Hansestadt. Am 8. Juli dieses Jahres wurde der Mann wegen aggressiven Verhaltens in Gewahrsam genommen, fiel im Polizeifahrzeug ins Koma und verstarb vier Tage später im Krankenhaus. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft zeigten Obduktionsergebnisse innere Verletzungen, die durch «stumpfe Gewalt» entstanden sein könnten.
Was genau in jenen Minuten zwischen der Festnahme am Steindamm im Stadtteil St. Georg und dem plötzlichen Zusammenbruch des Mannes geschah, ist noch immer unklar. Eine entscheidende Frage hallt durch Hamburg: Kam es hier zu unverhältnismäßiger Polizeigewalt?
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Gegen drei Polizeibeamte wird wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge ermittelt. Die Anwältin der Hinterbliebenen, Gabriele Heinecke, kritisiert scharf: «Wir haben einen massiven Eingriff in die körperliche Unversehrtheit mit Todesfolge, der aufgeklärt werden muss.»
Die Hamburger Polizei hält sich mit Stellungnahmen zurück. Ein Polizeisprecher verwies auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Doch die Stimmung in der Stadt ist angespannt. Bei einer Demonstration zogen am vergangenen Wochenende über 1.200 Menschen durch St. Georg, wie ich selbst beobachten konnte. Viele Teilnehmende forderten «Gerechtigkeit» und «Aufklärung».
Dieser Fall weckt Erinnerungen an ähnliche Vorfälle in Deutschland. Erst letztes Jahr erschütterte der Tod eines jungen Mannes nach einem Polizeieinsatz in Mannheim die Öffentlichkeit. Die Debatte um Polizeigewalt und unabhängige Kontrollmechanismen nimmt wieder Fahrt auf.
Eine vollständige und transparente Aufklärung ist jetzt entscheidend – für die Angehörigen, aber auch für das Vertrauen der Bürger in staatliche Institutionen. Der Tod dieses Mannes darf nicht unbeantwortet bleiben, denn in einem Rechtsstaat muss auch die Polizei Rechenschaft ablegen, wenn Menschen in ihrem Gewahrsam sterben.