Bei einer Pro-Palästina-Demonstration gestern Abend in Berlin wurde ein Polizeibeamter schwer verletzt. Der Vorfall ereignete sich während der sogenannten Nakba-Demonstration, bei der rund 3.000 Menschen im Bezirk Neukölln gegen die israelische Politik protestierten. Nach Polizeiangaben erlitt der Beamte eine schwerwiegende Kopfverletzung und musste umgehend ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Demonstration begann zunächst friedlich am Hermannplatz und zog dann durch Neukölln. «Die Situation eskalierte, als einige Demonstranten verbotene Parolen riefen und Pyrotechnik zündeten», erklärt Polizeisprecher Stefan Müller. Die Polizei griff ein, woraufhin es zu Auseinandersetzungen kam. Genau in diesem Moment wurde der Beamte am Kopf getroffen – vermutlich von einem harten Gegenstand.
Berlins Innensenatorin Iris Spranger verurteilte die Gewalt scharf: «Angriffe auf Einsatzkräfte sind durch nichts zu rechtfertigen und werden konsequent verfolgt.» Die Polizei war mit rund 700 Beamten im Einsatz, um die Demonstration zu begleiten. Insgesamt wurden 57 Personen vorläufig festgenommen.
Die jährliche Nakba-Demonstration erinnert an die Vertreibung und Flucht von Palästinensern im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Seit dem Hamas-Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem folgenden Gaza-Krieg haben solche Demonstrationen in Berlin an Intensität und Teilnehmerzahl zugenommen.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich beobachtet, wie sich die Stimmung bei politischen Demonstrationen verändert hat. Die Polarisierung nimmt zu, die Bereitschaft zur Gewalt wächst – besonders bei emotional aufgeladenen Themen.
Die Polizei ermittelt nun wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. Der verletzte Beamte befindet sich nach einer Operation in stabilem Zustand. Experten warnen jedoch vor einer weiteren Zuspitzung der Lage. «Wir müssen einen Weg finden, legitimen Protest zu ermöglichen, ohne dass er in Gewalt umschlägt», mahnt Konfliktforscher Dr. Markus Werner von der Berliner Humboldt-Universität.
Wie schaffen wir es, in einer demokratischen Gesellschaft kontroverse Themen zu diskutieren, ohne dass Polizisten oder andere Menschen zu Schaden kommen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland.