Die Platanen am Frankfurter Merianplatz stehen vor dem Aus. Unbekannte haben die vier markanten Bäume, die seit über 60 Jahren das Stadtbild im Nordend prägen, vergiftet. Experten der Stadt entdeckten Bohrlöcher in den Stämmen, durch die vermutlich ein Unkrautvernichtungsmittel eingebracht wurde. Die ersten Vergiftungssymptome zeigten sich bereits im Juli durch welke Blätter und abgestorbene Äste.
Was zunächst wie eine Sommertrockenheit wirkte, entpuppte sich bei näherer Untersuchung als gezielter Anschlag. «Wir haben alle erdenklichen Rettungsmaßnahmen eingeleitet, aber der Zustand der Bäume verschlechtert sich rapide», erklärt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Die Stadt hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Sachschaden wird auf über 400.000 Euro beziffert.
Die Platanen gehören zu den ältesten ihrer Art in Frankfurt. Mit ihren ausladenden Kronen spenden sie nicht nur Schatten, sondern dienen auch als natürliche Klimaanlage für das dicht bebaute Viertel. «In Zeiten des Klimawandels ist jeder große Baum unbezahlbar», betont Stadtklimaexperte Dr. Michael Weber.
Anwohner reagieren bestürzt. «Diese Bäume sind Teil unserer Identität hier im Nordend», sagt Karin Schmidt, die seit 30 Jahren am Merianplatz wohnt. Bei meinem Besuch am Platz sehe ich, wie zahlreiche Bürger stehen bleiben und fassungslos die sterbenden Bäume betrachten. Einige legen Blumen nieder.
Der Vorfall erinnert an ähnliche Fälle in Hamburg, wo ich früher über Baumschutzinitiativen berichtete. Dort führte eine Welle von Baumvergiftungen zur Installation von Überwachungskameras an besonders wertvollen Stadtbäumen.
Die Stadt Frankfurt prüft nun, ob die schwer geschädigten Platanen noch zu retten sind oder gefällt werden müssen. Für den Fall einer Neuanpflanzung würde es Jahrzehnte dauern, bis neue Bäume die gleiche ökologische Wirkung entfalten. Eine Bürgerinitiative fordert derweil mehr Schutz für den verbleibenden alten Baumbestand. Man fragt sich: Was treibt Menschen dazu, solche Naturdenkmäler zu zerstören?