Bei Volkswagen tobt ein Machtkampf zwischen Konzernführung und Betriebsrat. Der Streit dreht sich um die Beförderung von mehr als 200 Führungskräften, die vom Betriebsrat blockiert wird. Ein bislang einmaliger Vorgang in der Geschichte des Autobauers, der die angespannte Lage zwischen Management und Arbeitnehmervertretung verdeutlicht.
«Der Betriebsrat missbraucht hier seine Mitbestimmungsrechte», klagt ein hochrangiger Manager. Die Arbeitnehmervertretung sieht das anders. Sie wirft dem Konzern vor, wichtige Informationen zurückzuhalten und Stellenbesetzungen ohne notwendige Transparenz durchführen zu wollen.
In Wolfsburg spürt man die Spannungen deutlich. Während meiner letzten Recherche dort erzählten mir Mitarbeiter von einer «Atmosphäre des Misstrauens». Der Konflikt hat einen ernsten Hintergrund: VW steckt in der Krise, plant Werksschließungen und kämpft mit sinkenden Verkaufszahlen.
Die Stimmung ist aufgeheizt. «Wir können nicht zulassen, dass der Konzern unsere Rechte untergräbt», erklärt ein Betriebsratsmitglied. Die Konzernleitung kontert: «Wir müssen handlungsfähig bleiben, um VW zukunftssicher aufzustellen.»
Der Konzern erwägt nun rechtliche Schritte. Laut Unternehmenskreisen könnten Einigungsstellen angerufen werden – ein drastischer Schritt, der die Eskalation weiter vorantreibt.
Dieser Konflikt ist mehr als ein interner Streit. Er zeigt die Zerreißprobe, in der sich Deutschlands größter Autobauer befindet. Die Transformation zur Elektromobilität, verschärfter globaler Wettbewerb und die Notwendigkeit massiver Einsparungen treffen auf eine starke Mitbestimmungskultur. Was uns alle angeht: Wie VW diesen Konflikt löst, könnte richtungsweisend für die Zukunft der deutschen Industriekultur sein.