In Deutschland wächst die Beliebtheit von Mini-Solaranlagen für den Balkon rasant. Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuß: Die Stiftung Warentest hat acht Balkonkraftwerke unter die Lupe genommen – fünf davon fielen mit «mangelhaft» durch. Besonders erschreckend: Die meisten Anlagen wiesen gefährliche Sicherheitsmängel auf. Als Düsseldorfer Wirtschaftsjournalist beobachte ich seit Jahren, wie die Energiewende im Kleinen bei den Bürgern ankommt.
Die Tester bemängelten vor allem fehlende Schutzmaßnahmen gegen Stromschläge und Brände. «Bei einigen Modellen könnten Nutzer durch Berührung der Steckverbindungen einen Stromschlag bekommen», warnt Holger Brackemann von der Stiftung Warentest. Nur drei Anlagen erhielten die Note «gut», darunter ein Modell für 630 Euro von Anker Solix.
Was mich besonders nachdenklich stimmt: Viele Hersteller geben deutlich höhere Leistungswerte an, als die Anlagen tatsächlich bringen. Im Praxistest lieferten die Kraftwerke durchschnittlich 20 Prozent weniger Strom als versprochen. «Die Renditeversprechen sind oft zu optimistisch», erklärt Energieexperte Martin Brandis von der Verbraucherzentrale im Gespräch mit mir.
In meinem Bekanntenkreis in Frankfurt erlebe ich beide Seiten: Enttäuschte Nutzer, deren Stromrechnung kaum sinkt, aber auch zufriedene Balkonkraftwerk-Besitzer. Entscheidend ist offenbar die richtige Ausrichtung und ein qualitativ hochwertiges Gerät.
Für Verbraucher bedeutet der Test: Genau hinschauen lohnt sich. Die Bundesregierung will Balkonkraftwerke künftig vereinfachen – aber Sicherheit muss Vorrang haben. Bleibt die Frage: Lohnt sich der grüne Strom vom Balkon überhaupt? Bei den aktuellen Anschaffungskosten und realistischen Erträgen dauert die Amortisation oft sechs bis acht Jahre – länger als viele erwarten. Eine nachhaltige Investition braucht manchmal einen langen Atem.