In Litauens Wäldern, wo der Wind kalt über die baltische Landschaft streicht, hat sich dieser Tage ein bemerkenswertes politisches Bild ergeben. Friedrich Merz und Boris Pistorius standen Seite an Seite vor deutschen Soldaten der NATO-Präsenz – ein symbolträchtiger Moment, der über die üblichen parteipolitischen Grenzen hinausgeht. Als ich die beiden beobachtete, wurde deutlich: Hier geht es um mehr als Parteipolitik, es geht um eine gemeinsame Haltung zur Sicherheit Europas.
Die Brigade, die Deutschland in Litauen aufbaut, ist kein gewöhnliches Militärprojekt. Mit letztlich 5.000 Soldaten wird sie zur größten Auslandseinheit der Bundeswehr. «Was wir hier tun, ist keine Provokation, sondern Prävention», erklärte Verteidigungsminister Pistorius während des Besuchs. Der CDU-Vorsitzende Merz pflichtete bei: «Die Unterstützung der Ukraine und die Stärkung der NATO-Ostflanke sind zwei Seiten derselben Medaille.» Diese Übereinstimmung erinnert an frühere Zeiten der Bonner Republik, als Außen- und Sicherheitspolitik oft im überparteilichen Konsens gestaltet wurden.
Vor Ort wird deutlich, wie ernst die Lage ist. Litauische Offiziere berichteten mir von ihrer täglichen Realität: Nur 32 Kilometer trennen sie vom russischen Militärgebiet Kaliningrad. Die Soldaten der Bundeswehr, mit denen ich sprechen konnte, sehen ihre Aufgabe mit einer Mischung aus Professionalität und Nachdenklichkeit. «Wir sind hier, um ein klares Signal zu senden – nicht um zu provozieren», sagte ein Hauptfeldwebel, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Die gemeinsame Reise von Merz und Pistorius zeigt, dass trotz aller innenpolitischen Differenzen die Grundfragen der Sicherheit Deutschland einen können. Ob diese Einigkeit auch bei den schwierigen Haushaltsfragen zur Bundeswehr Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Doch für einen Moment war in den litauischen Wäldern spürbar, was möglich ist, wenn der Ernst der Lage parteipolitisches Kalkül in den Hintergrund treten lässt.