Die Straßen rund um das Frankfurter Industriegebiet Fechenheim sind abends regelmäßig zugeparkt mit Lastwagen. Fahrer suchen verzweifelt nach Stellplätzen für ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten. Laut Hessischem Verkehrsministerium fehlen allein in der Rhein-Main-Region etwa 1.500 Lkw-Parkplätze. Eine App soll nun Abhilfe schaffen, indem sie ungenutzte Firmengelände vermittelt.
«Die Situation ist für alle Beteiligten untragbar», sagt Michael Weber, Geschäftsführer des Logistikunternehmens Sovereign Speed. «Fahrer parken in Wohngebieten, an gefährlichen Stellen oder fahren trotz Übermüdung weiter.» Seit vergangenem Jahr können Unternehmen über die Plattform «TRAVIS Road» ihre Firmenparkplätze in ruhezeiten für Lkw-Fahrer freigeben – gegen Gebühr.
In meinen zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten eine so pragmatische Lösung für ein bekanntes Problem gesehen. Die Stadt Frankfurt unterstützt das Projekt aktiv, wie mir Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert bestätigt. Auch Anwohner reagieren positiv. «Endlich können wir abends wieder unsere eigenen Straßen befahren», berichtet Anwohnerin Claudia Mertens aus Fechenheim-Nord.
Die Wirtschaftsförderung Frankfurt hat bereits 30 Unternehmen für das Projekt gewinnen können. Über die App lassen sich Stellplätze reservieren, bezahlen und sogar Dusch- oder Toilettennutzung buchen. Besonders an der Hanauer Landstraße, wo der Parkdruck besonders hoch ist, zeigen sich erste Erfolge.
Was an diesem Modell überzeugt: Es hilft allen Seiten. Firmen verdienen an sonst ungenutzten Flächen, Fahrer finden sichere Stellplätze, und Anwohner bekommen ihre Straßen zurück. Doch reicht das Sharing-Modell, um den massiven Mangel zu beheben? Diese Frage wird die Verkehrspolitik noch lange beschäftigen.