Das Landgericht Braunschweig hat ein historisches Urteil gesprochen: Zwei ehemalige VW-Manager müssen wegen ihrer Rolle im Dieselskandal ins Gefängnis. Heinz-Jakob Neußer, einst Entwicklungsvorstand der Marke Volkswagen, erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten. Auch der frühere Motorenchef wurde zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Es ist das erste Mal, dass in Deutschland Manager wegen des Abgasskandals tatsächlich hinter Gitter müssen.
Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Manager von den illegalen Abschalteinrichtungen in Dieselmotoren wussten und diese aktiv verschleiert haben. Diese Software erkannte Prüfsituationen und reduzierte nur dann den Schadstoffausstoß, während die Autos im normalen Straßenverkehr die Grenzwerte massiv überschritten. «Die Angeklagten haben bewusst und gewollt gehandelt», betonte der Vorsitzende Richter Christian Schütz in seiner Urteilsbegründung.
Fast neun Jahre nach Bekanntwerden des Skandals kommt damit Bewegung in die juristische Aufarbeitung. Als ich 2015 die ersten Berichte über «Dieselgate» schrieb, hätte kaum jemand erwartet, dass es so lange dauern würde, bis persönliche Konsequenzen folgen. Ein ehemaliger VW-Ingenieur, mit dem ich damals sprach, sagte mir: «Das System VW hat versagt, nicht einzelne Personen.» Diese Einschätzung teilt das Gericht offensichtlich nicht.
Für Volkswagen bedeutet das Urteil einen weiteren Imageschaden. Der Konzern hat bereits über 30 Milliarden Euro für Strafen und Entschädigungen gezahlt. Jetzt sind erstmals Einzelpersonen direkt zur Verantwortung gezogen worden. Eine wichtige Frage bleibt: Wie weit reichte das Wissen um die Manipulationen in die Führungsetagen? Die Verteidiger haben bereits Revision angekündigt. Der Dieselskandal wird die deutsche Autoindustrie noch lange beschäftigen.