Die Debatte um die Dresdner Carolabrücke spitzt sich zu. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert nun einen nur zweispurigen Neubau der eingestürzten Brücke. Die einst vierspurige Verkehrsader, die seit dem Einsturz im vergangenen Jahr schmerzlich fehlt, sollte nach Ansicht der Umweltschützer deutlich schmaler wiederaufgebaut werden. Die Verkehrsbelastung in der Dresdner Innenstadt sei mit täglich etwa 27.000 Fahrzeugen bereits vor dem Einsturz zu hoch gewesen.
«Wir stehen vor einer historischen Chance, unsere Stadt neu zu denken», sagt Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. Die Brücke sei Teil eines überholten Verkehrskonzepts aus den 1960er Jahren. In meinen Gesprächen mit Anwohnern höre ich immer wieder, wie sich die Luftqualität seit dem Wegfall der Brücke verbessert hat – trotz der Umwege, die viele nun fahren müssen.
Der BUND verweist auf ein eigenes Verkehrsgutachten, das zeigt, dass eine zweispurige Brücke mit breiten Rad- und Fußwegen ausreichen würde. Die eingesparten Kosten könnten in den öffentlichen Nahverkehr fließen. Dass der Verkehr dann auf andere Brücken ausweichen muss, sei gewollt und Teil einer notwendigen Verkehrswende.
Die Dresdner Stadtverwaltung hält dagegen. «Eine zweispurige Brücke würde den Verkehrskollaps nur verlängern», erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn. Eine Mehrheit im Stadtrat steht bisher hinter dem Plan eines vierspurigen Neubaus. Der Brückenstreit ist längst zum Symbol geworden – für Dresden geht es um mehr als nur eine Verbindung über die Elbe.
Als ich letzte Woche am Elbufer stand, wo einst die Carolabrücke thronte, wurde mir klar: Hier entscheidet sich ein Stück weit die Zukunft unserer Städte. Werden wir weiter auf den Autoverkehr setzen oder wagen wir den Umstieg?