Die Entdeckung einer Weltkriegsbombe hat am Donnerstag das Leben in der Kölner Neustadt-Süd abrupt unterbrochen. Um 11:30 Uhr stießen Bauarbeiter bei Arbeiten an der Kreuzung Vondelstraße/Teutoburger Straße auf den gefährlichen Fund. Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes identifizierten den Sprengkörper als eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe – ein Relikt, das auch 79 Jahre nach Kriegsende noch tödliche Gefahr birgt.
Die Kölner Ordnungsbehörden reagierten umgehend. Rund 5.500 Anwohner im Umkreis von 500 Metern mussten ihre Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen. «Bitte nehmen Sie die Evakuierung ernst«, appellierte Einsatzleiter Harald Schnittker an die Bevölkerung. «Selbst nach all den Jahrzehnten haben diese Bomben nichts von ihrer Sprengkraft eingebüßt.»
In der Evakuierungszone liegen neben Wohngebäuden auch mehrere Schulen und Kindergärten. Die Stadt richtete eine Notunterkunft in der Sporthalle des Humboldt-Gymnasiums ein. Dorthin wurden auch bettlägerige Personen und Menschen mit Behinderungen transportiert.
Als Reporterin habe ich solche Szenen in Köln schon oft erlebt. Was mich immer wieder beeindruckt: Die Routine und gleichzeitige Wachsamkeit der Einsatzkräfte. «In Köln haben wir jährlich etwa 10 bis 15 Bombenfunde dieser Größenordnung», erklärte mir eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts. «Für uns ist das Alltag, aber wir wissen, dass es für die Betroffenen jedes Mal ein einschneidendes Erlebnis ist.»
Die Entschärfung der Bombe ist für den späten Nachmittag geplant. Der Verkehr in der Innenstadt ist massiv beeinträchtigt, mehrere Straßenbahnlinien wurden umgeleitet. Für viele Kölner gehören solche Störungen mittlerweile zum Leben in einer Stadt, deren Untergrund noch immer Kriegslasten trägt. Wie ein älterer Herr beim Verlassen seiner Wohnung lakonisch bemerkte: «Das ist der Preis, wenn man in einer Stadt wohnt, die so intensiv bombardiert wurde. Manche Überraschungen brauchen eben Zeit, um gefunden zu werden.»