Während ich letzte Woche verzweifelt versuchte, online einen neuen Personalausweis zu beantragen, fragte ich mich, ob nur München digital hinterherhinkt oder ganz Deutschland. Die Antwort liefert das aktuelle Städteranking zur digitalen Verwaltung: Es ist kompliziert. Nürnberg und Frankfurt führen die Liste an, während Duisburg das digitale Schlusslicht bildet. Was macht die Gewinner besser und warum tun sich andere so schwer?
Die Spitzenreiter punkten mit benutzerfreundlichen Portalen, die tatsächlich funktionieren. In Nürnberg kann ich nicht nur Anträge digital stellen, sondern auch Termine buchen, die – kaum zu glauben – eingehalten werden. «Wir haben früh verstanden, dass Digitalisierung mehr bedeutet als PDFs zum Download anzubieten», erklärt Nürnbergs Digitalisierungsbeauftragter Thomas Weber. Frankfurt überzeugt mit einer App, die Bürgeranliegen in Echtzeit bearbeitet. Beide Städte investieren kontinuierlich in ihre digitale Infrastruktur und – noch wichtiger – in die Schulung ihrer Mitarbeiter.
Auf der anderen Seite kämpfen Städte wie Duisburg mit veralteten Systemen und bürokratischen Hürden. «Die Herausforderung liegt oft nicht in der Technik, sondern im Mindset», meint Digitalexperte Kai Wegner. «Wenn Prozesse erst digital gedacht werden, nachdem sie jahrzehntelang analog existierten, entsteht selten etwas Nutzerfreundliches.» Hinzu kommen knappe Kassen und Fachkräftemangel – gerade IT-Experten zieht es selten in die Verwaltung.
Was bedeutet das für uns Bürger? Der digitale Graben zwischen Städten wird größer. Während einige schon fast skandinavische Verhältnisse erreichen, verharren andere in der Steinzeit des Internets. Dass es besser geht, zeigen die Vorreiter. Die spannende Frage bleibt: Schaffen wir es, digitale Innovation nicht nur in Leuchtturmprojekten, sondern flächendeckend zu verankern? Oder bleibt der digitale Bürgerservice weiterhin eine Frage des Wohnorts?