Seit gestern Abend besetzten Aktivisten ein leerstehendes Gebäude am Winterberg in Saarbrücken. Die Gruppe, die sich selbst «Reclaim Our Space» nennt, will mit der Aktion auf die Wohnungsnot und steigende Mieten aufmerksam machen. Nach Polizeiangaben halten sich etwa 20 Personen in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude auf.
«Dieses Haus steht seit Jahren leer, während gleichzeitig bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird», erklärt eine Sprecherin der Initiative. Die Hausbesetzer forderten die Umwandlung in selbstverwalteten Wohnraum und ein Kulturzentrum. Laut aktuellen Zahlen des Mieterbundes Saar sind die Mietpreise im Regionalverband Saarbrücken in den letzten drei Jahren um durchschnittlich 18 Prozent gestiegen.
Der Eigentümer des Gebäudes, die Stadtentwicklungsgesellschaft Saarbrücken, hat inzwischen Strafantrag gestellt. Die Polizei steht vor dem Gebäude, hat aber bislang nicht eingegriffen. Eine Räumung sei nicht ausgeschlossen, hieß es.
Als ich heute Morgen vor Ort war, zeigten sich Anwohner gespalten. «Endlich tut mal jemand was gegen den Leerstand», meinte eine ältere Dame aus der Nachbarschaft. Ein Geschäftsmann hingegen kritisierte: «Das ist doch kein Weg, einfach fremdes Eigentum zu besetzen.»
Die Stadt Saarbrücken kündigte für den Nachmittag Gespräche mit den Besetzern an. Oberbürgermeister Uwe Conradt erklärte: «Wir nehmen die Sorgen ernst, aber Dialog funktioniert nur auf Basis unserer Rechtsordnung.»
Bemerkenswert ist: Ähnliche Besetzungen gab es in Saarbrücken zuletzt vor über zehn Jahren. Die heutige Aktion könnte der Auftakt für eine neue Phase des Protests gegen die angespannte Wohnungssituation sein – oder ein kurzes Strohfeuer bleiben. Entscheidend wird sein, ob die Aktivisten Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten.