In Düsseldorf begann heute unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen Issa Al H. (27), den mutmaßlichen Messerangreifer von Solingen. Der syrische Staatsangehörige muss sich vor dem Oberlandesgericht für den tödlichen Angriff beim Solinger Stadtfest am 23. August verantworten. Drei Menschen kamen dabei ums Leben, acht weitere wurden verletzt. Laut Bundesanwaltschaft handelte der Angeklagte aus islamistischer Motivation.
Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Angeklagte in Hand- und Fußfesseln hereingeführt wurde. Mit gesenktem Blick nahm er neben seinen Verteidigern Platz. Die Anklage wirft ihm dreifachen Mord und versuchten Mord in acht Fällen vor. Die Bundesanwaltschaft sieht in der Tat einen islamistisch motivierten Terroranschlag.
«Ich wollte mich an Deutschland rächen«, soll der Angeklagte nach seiner Festnahme gesagt haben. Er sei durch ein IS-Propagandavideo inspiriert gewesen. Die Anwälte der Opferfamilien hoffen auf lückenlose Aufklärung. «Meine Mandanten wollen verstehen, wie es zu dieser unfassbaren Tat kommen konnte», erklärte Rechtsanwältin Sabine Kreuz.
Der Fall wirft auch Fragen zur Asylpolitik auf. Al H. sollte ursprünglich nach Bulgarien abgeschoben werden, tauchte jedoch unter. In Düsseldorf sah ich heute viele besorgte Gesichter – die Sicherheit bei Stadtfesten ist seit Solingen ein noch größeres Thema in der Region.
Die ersten Prozesstage dienen der Beweisaufnahme. Über 120 Zeugen sollen in dem Verfahren gehört werden, das voraussichtlich bis März 2025 dauern wird. Für die Angehörigen der Opfer beginnt damit ein schmerzvoller Weg der Aufarbeitung.
Was bleibt, ist die Frage, wie wir als Gesellschaft mit solchen Taten umgehen. Sicherheit und Freiheit im öffentlichen Raum müssen neu austariert werden – eine Herausforderung, die uns alle angeht.