Die Digitalisierung hat den Fußball-Transfermarkt komplett umgekrempelt. Während früher Faxgeräte heiß liefen, jagen heute Vereinsbosse Spielerberater per WhatsApp. Beim 1. FC Köln zeigt sich allerdings, dass Timing auch im digitalen Zeitalter entscheidend bleibt – besonders im Fall von Eigengewächs Max Finkgräfe.
Der 20-jährige Linksverteidiger, der sich in dieser Saison mit starken Leistungen und zwei Bundesliga-Toren in den Fokus gespielt hat, steht vor einer ungewissen Zukunft. Erst jetzt, nach monatelangem Zögern, bemüht sich der FC ernsthaft um eine Vertragsverlängerung. «Wir haben Gespräche geführt und wollen ihn behalten», bestätigt Thomas Kessler, Kölns Leiter der Lizenzspielerabteilung. Doch das späte Erwachen könnte den Effzeh teuer zu stehen kommen.
Finkgräfe, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, hat längst das Interesse anderer Clubs geweckt. Besonders Werder Bremen wird als heißer Kandidat gehandelt. Der talentierte Linksfuß könnte ablösefrei wechseln – ein Szenario, das angesichts der finanziellen Lage des FC besonders schmerzhaft wäre. Dabei hatte er bereits in der Rückrunde der Vorsaison sein Potential angedeutet.
Kessler gibt sich kämpferisch: «Wir müssen abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.» Doch für viele FC-Fans klingt das nach einem klassischen Fall von zu wenig, zu spät. Die Verhandlungsposition der Kölner ist schwach – auch weil die internen Entscheidungsprozesse offenbar nicht mit der Geschwindigkeit des modernen Fußballgeschäfts Schritt halten konnten. Die Frage bleibt: Warum hat man nicht früher gehandelt, als Finkgräfes Stern gerade aufging? Eine Lektion in digitalem Zeitmanagement, die der FC möglicherweise teuer bezahlen muss.