Die Debatte um den Messerangriff in Hamburg-Barmbek nimmt eine bedenkliche Wendung. In sozialen Medien verbreitet sich rasant die Behauptung, bei der Tatverdächtigen handle es sich um «eine zugewanderte Palästinenserin». Diese Information ist falsch, wie die Hamburger Polizei bestätigt.
Am vergangenen Montag verletzte eine 31-jährige Frau mehrere Menschen an einer Bushaltestelle. Innerhalb weniger Stunden entwickelte sich online eine Welle von Spekulationen über ihre Herkunft. Mehr als 14.000 Nutzer teilten einen Post, der sie als «palästinensische Migrantin» bezeichnet.
«Diese Falschmeldung ist leider typisch für die Dynamik nach solchen Vorfällen», erklärt Polizeisprecherin Jana Köhler. «Die Tatverdächtige ist deutsche Staatsbürgerin ohne Migrationshintergrund.» Die Frau wurde nach dem Vorfall in psychiatrische Betreuung überstellt, da psychische Probleme als Tatmotiv vermutet werden.
Hamburgs Innensenator Andy Grote warnt: «Solche gezielten Falschinformationen vergiften das gesellschaftliche Klima und schüren Ängste.» Recherchen zeigen, dass der ursprüngliche Post von einem Account stammt, der regelmäßig ausländerfeindliche Inhalte verbreitet.
Als ich vor Ort mit Anwohnern sprach, war die Verunsicherung spürbar. «Man weiß nicht mehr, was man glauben soll», sagte mir eine ältere Dame aus dem Viertel. In den Cafés rund um den Tatort diskutierten die Menschen erregt über die verschiedenen Versionen, die sie online gelesen hatten.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung und prüft auch die Zurechnungsfähigkeit der Tatverdächtigen. Gleichzeitig nimmt die Cybercrime-Einheit die gezielte Verbreitung von Falschinformationen ins Visier.
Der Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, bei solchen Ereignissen offizielle Quellen abzuwarten. Gerade in aufgeheizten Debatten um Migration und Sicherheit werden vorschnelle Schuldzuweisungen oft instrumentalisiert – während die wahren Hintergründe komplexer sind.