In Braunschweig werden sie noch lange über diesen Abend sprechen. Was sich gestern im Eintracht-Stadion abspielte, war Fußball-Drama in Reinform. Mit einem Treffer in der 120. Minute sicherte Ermin Bičakčić der Eintracht den Klassenerhalt und schickte den 1. FC Saarbrücken zurück in die 3. Liga.
Die Ausgangslage war nach dem 2:2 im Hinspiel denkbar knapp. Die ersten 90 Minuten des Rückspiels blieben torlos, was die Spannung ins Unerträgliche steigerte. In der Verlängerung dann der Schock: Kai Brünker traf für Saarbrücken (107.) und brachte die Saarländer auf Aufstiegskurs. Das Braunschweiger Stadion verstummte, die Gesichter der Fans wirkten wie versteinert.
«In diesem Moment dachte ich nur: Das kann’s doch nicht gewesen sein», erzählte Fabio Kaufmann später. «Wir haben die ganze Saison gekämpft, uns zurückgearbeitet – und dann so kurz vor Schluss diesen Tiefschlag.» Doch die Löwen gaben nicht auf. Trainer Daniel Scherning warf alles nach vorne, brachte mit Rayan Philippe eine weitere Offensivkraft.
Was dann folgte, war die pure Dramatik des Fußballs. Erst der Ausgleich durch Saulo Decarli in der 116. Minute, der die Hoffnung zurückbrachte. Und als alle bereits mit dem Elfmeterschießen rechneten, stieg Bičakčić nach einer Ecke am höchsten und köpfte den Ball zum 2:1 ins Netz – praktisch mit dem letzten Spielzug.
Das Stadion explodierte, Spieler und Betreuer stürmten aufs Feld. Für Saarbrücken ein brutales Ende einer starken Saison, in der sie im DFB-Pokal für Furore gesorgt hatten. Trainer Rüdiger Ziehl fand kaum Worte: «So ist Fußball manchmal. Grausam.»
Die Rettung der Eintracht erinnert an den legendären Klassenerhalt von 2017, als sie sich ebenfalls in der Relegation gegen Wolfsburg durchsetzte. Für mich zeigt dieses Spiel wieder einmal, warum wir diesen Sport so lieben: Er schreibt Geschichten, die kein Drehbuchautor besser erfinden könnte. In Braunschweig werden sie heute noch feiern – und sich fragen, wie sie in der nächsten Saison solche Zitterpartien vermeiden können.