Als ich heute Morgen in Dortmund ankam, standen besorgte Eltern vor dem Hallenbad Hombruch. «Wir kommen seit Jahren hierher zum Schwimmkurs», sagt Melanie Bergmann (34), während ihr Sohn Tim enttäuscht an ihrer Hand zieht. Das Bad bleibt ab sofort geschlossen – wie drei weitere Dortmunder Hallenbäder. Betroffen sind neben Hombruch auch die Bäder in Hörde, Brackel und das Hallenbad Süd.
Die Stadt Dortmund hat gestern die überraschende Entscheidung bekannt gegeben. Grund ist ein akuter Personalmangel, wie Sportdezernent Udo Schmidt erklärt: «Uns fehlen schlicht die Fachkräfte für den sicheren Betrieb aller Standorte.» Nach einer Risikobewertung mussten die vier Bäder mit sofortiger Wirkung schließen. Allein im letzten Jahr hat die Stadt 12 Schwimmmeister verloren, die nicht ersetzt werden konnten.
Für Schwimmvereine und Schulen eine Katastrophe. «Wir müssen jetzt über 200 Kinder aus unseren Schwimmkursen auf unbestimmte Zeit vertrösten», sagt Schwimmtrainer Michael Koslowski vom SV Dortmund. Die verbleibenden fünf Hallenbäder – darunter das Südbad und das Nordbad – sollen den Bedarf auffangen. Doch schon jetzt sind die Wartelisten lang.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder über Bäderschließungen berichtet, aber selten war die Situation so ernst wie heute. Eine Stadt wie Dortmund ohne ausreichende Schwimmmöglichkeiten – das ist mehr als ein Luxusproblem. Es geht um Schwimmfähigkeit und Sicherheit unserer Kinder.
Die DLRG warnt bereits: Jedes zweite Kind in Deutschland kann nicht richtig schwimmen. «Diese Schließungen werden diese Zahlen weiter verschlechtern», befürchtet Peter Harzheim vom DLRG Dortmund. Die Stadt verspricht eine Lösung bis zum Sommer. Aber ob das reicht? Vielleicht ist es an der Zeit, über kreative Konzepte nachzudenken – wie Kooperationen mit Nachbarstädten oder temporäre Schwimmzentren. Für Kinder wie Tim könnte es sonst zu spät sein.