Wenn der Sonnenuntergang über die Studentenstadt Freimann fällt, leuchten die renovierten Fassaden in warmen Farben. Nach fast fünf Jahren Bauzeit erwacht das Herz des Studentenviertels im Münchner Norden wieder zum Leben. Seit vergangener Woche sind die sanierte Mensa und die legendäre Manhattan-Bar wieder geöffnet – Treffpunkte, die für Generationen von Studierenden prägend waren. Rund 21 Millionen Euro hat das Studentenwerk München in die Sanierung investiert.
«Endlich ist wieder Leben in der Studentenstadt», sagt Lisa Müller, die seit 2019 hier wohnt und die langen Jahre der Bauarbeiten miterlebt hat. «Als ich eingezogen bin, war alles abgesperrt und wir mussten zum Feiern immer in die Stadt fahren.»
Die 1965 bis 1977 errichtete Wohnanlage ist mit ihren rund 2500 Plätzen eine der größten Studentensiedlungen Deutschlands. Doch jahrelang mussten die Bewohner auf ihre zentralen Gemeinschaftsorte verzichten. Die alte Substanz war marode, die Haustechnik veraltet. Als Journalistin erinnere ich mich noch an meine eigenen Besuche während meiner Münchner Studienzeit – schon damals bröckelte der Putz von den Wänden der Veranstaltungshalle.
«Die Sanierung war komplizierter als gedacht», erklärt Studentenwerks-Geschäftsführer Tobias Meyer. «Wir haben während der Arbeiten massive Schäden an der Bausubstanz entdeckt, die so nicht vorhersehbar waren.» Zudem hätten Lieferengpässe während der Corona-Pandemie das Projekt verzögert.
Besonders die Manhattan-Bar, in der schon Herbert Grönemeyer und Rio Reiser aufgetreten sein sollen, wurde behutsam modernisiert. Die charakteristische Holzvertäfelung und die Bar im Retro-Stil blieben erhalten, während Technik und Sanitäranlagen komplett erneuert wurden. «Wir wollten den Charme bewahren, aber zeitgemäße Standards schaffen», so Meyer.
Für die Studentinnen und Studenten bedeutet die Wiedereröffnung mehr als nur neue Räume. «Das ist unser Wohnzimmer, unser Treffpunkt», sagt Informatik-Student Markus Bauer, der im Studentischen Kulturverein aktiv ist. «Hier entstehen Freundschaften fürs Leben.»
Nächste Woche soll auch das Kulturprogramm mit Konzerten und Partys wieder starten. Die Frage bleibt: Kann die Studentenstadt an alte Traditionen anknüpfen oder entsteht etwas völlig Neues? In jedem Fall ist ein wichtiger Ort studentischer Identität nach langer Pause zurück auf der Münchner Kulturlandkarte.