Die Münchner Theresienwiese, sonst Heimat des Oktoberfests, wurde am Dienstag zur Bühne eines lauten Protests. Mehr als 2000 Menschen versammelten sich zur «Krachparade» gegen die dramatische Wohnungsnot in der bayerischen Landeshauptstadt. Mit Boomboxen, Trillerpfeifen und Sprechchören machten sie ihrem Unmut Luft. Laut Mieterverein fehlen in München aktuell über 50.000 bezahlbare Wohnungen.
«Die Situation ist so ernst wie nie zuvor», erklärt Sabine Richter vom Münchner Mieterbund. Bei durchschnittlich 20 Euro pro Quadratmeter bei Neuvermietungen sei für viele das Leben in der Stadt nicht mehr finanzierbar. Die Demonstration zog vom Hauptbahnhof über die Sonnenstraße bis zur Theresienwiese – begleitet von einer Soundanlage auf einem Lastwagen.
Besonders betroffen sind Familien und Menschen mit geringem Einkommen. «Ich zahle fast die Hälfte meines Gehalts für eine 45-Quadratmeter-Wohnung», berichtet Thomas Müller, einer der Teilnehmer. Die Stadt München verweist auf ihr Wohnungsbauprogramm, das bis 2028 rund 10.000 neue Wohneinheiten schaffen soll. Kritiker halten das für unzureichend.
Als Reporterin habe ich in den vergangenen Jahren zahlreiche Wohnungsbesichtigungen begleitet, bei denen sich regelmäßig über 50 Interessenten um eine einzige Wohnung bewarben. Die Verzweiflung in den Gesichtern der Menschen ist bedrückend und illustriert die Krise eindrücklicher als jede Statistik.
Die Organisatoren der Krachparade fordern von der Landesregierung mehr Sozialwohnungen und wirksame Mietobergrenzen. Die Stadt hat kurzfristige Maßnahmen angekündigt. Doch während die Politik debattiert, steigen die Mieten weiter. Vielleicht braucht es noch mehr Lärm, um wirklich gehört zu werden.