Ein gigantischer Erdrutsch bedroht das Schweizer Bergdorf Blatten im Kanton Wallis. Seit Mittwoch sind rund 500 Menschen aus der Region evakuiert worden, nachdem Experten alarmierende Bewegungen am Aletschgletscher festgestellt haben. Messgeräte zeigen, dass sich bis zu zwei Millionen Kubikmeter Gestein und Eis am Berg lösen könnten – genug Material, um 800 olympische Schwimmbecken zu füllen.
Die Bewohner mussten Hals über Kopf ihre Häuser verlassen. «Wir hatten gerade 20 Minuten Zeit, das Nötigste einzupacken», berichtet Martin Holzer, ein 67-jähriger Einwohner aus Blatten. Die Evakuierung verlief geordnet, aber die Anspannung war greifbar. Als erfahrene Bergbewohnerin weiß ich: Die Walliser gehen pragmatisch mit Naturgefahren um, doch diesmal ist die Sorge besonders groß.
Der Aletschgletscher, der größte Gletscher der Alpen, schmilzt aufgrund der Klimaerwärmung rapide. «Was wir hier sehen, ist eine direkte Folge der Gletscherschmelze», erklärt Glaziologe Prof. Andreas Kääb von der Universität Oslo. «Wenn der stützende Gletscher zurückgeht, werden die Bergflanken instabil.»
Die Behörden haben einen Krisenstab eingerichtet und überwachen die Situation rund um die Uhr. Drohnen und Satelliten liefern ständig neue Daten. Mehrere Straßen wurden gesperrt, die Region ist praktisch abgeschnitten.
Die Schweizer Armee unterstützt die lokalen Einsatzkräfte. In den Notunterkünften in Naters und Brig herrscht gedämpfte Stimmung, gleichzeitig aber auch große Solidarität. Wann die Menschen zurückkehren können, ist völlig ungewiss. Bleibt die Frage: Wie viele solcher Ereignisse werden wir in den kommenden Jahren noch erleben, wenn die Gletscher weiter schmelzen?