Seit mehr als 60 Jahren gehen Aldi Nord und Aldi Süd getrennte Wege – jetzt könnte es zu einer historischen Wiedervereinigung kommen. Die Eigentümerfamilien denken offenbar über eine Fusion der beiden Discounter-Riesen nach. Laut Brancheninsidern laufen bereits konkrete Gespräche zwischen den Erben der Albrecht-Brüder.
Auf den Fluren der Essener Zentrale von Aldi Nord wird dieser Tage viel getuschelt. «Die Zeichen stehen auf Veränderung», verrät mir ein langjähriger Manager. Der deutsche Lebensmittelhandel steht unter enormem Druck: Steigende Energiekosten, Inflation und der wachsende Online-Handel zwingen alle Akteure zum Umdenken. Eine Wiedervereinigung könnte erhebliche Synergien schaffen – Experten schätzen das Einsparpotenzial auf mehrere hundert Millionen Euro jährlich.
«Eine Fusion würde die Einkaufsmacht beider Unternehmen bündeln und könnte Aldi im internationalen Wettbewerb stärken», erklärt Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Die Trennung von 1961, als die Brüder Karl und Theo Albrecht ihr Imperium aufteilten, erscheint im globalisierten Handel zunehmend wie ein Relikt vergangener Zeiten.
Besonders in Düsseldorf, wo ich die Entwicklung des Handels seit Jahren beobachte, wird die mögliche Fusion intensiv diskutiert. Die Verbraucher dürften von einer Zusammenführung durchaus profitieren. Gemeinsame Produktentwicklungen, effizientere Logistik und gebündelte Werbebudgets könnten mittelfristig zu attraktiveren Angeboten führen.
Für die rund 200.000 Mitarbeiter beider Unternehmen bedeutet die Nachricht allerdings auch Unsicherheit. Die Gewerkschaft Verdi fordert bereits Garantien für Arbeitsplätze und Standorte. Mehr dazu beim Handelsblatt, das über mögliche Auswirkungen auf die Beschäftigten berichtet.
Was bedeutet das für unseren Einkaufsalltag? Kurzfristig wohl wenig. Doch langfristig könnte ein vereinter Aldi den Preiskampf im deutschen Lebensmittelhandel neu entfachen. Die Frage bleibt: Schafft es die Familiendynastie, alte Gräben zu überwinden? Die kommenden Monate werden zeigen, ob aus dem größten Konkurrenzverhältnis des deutschen Handels eine Erfolgsgeschichte der Versöhnung wird.