Seit gestern Abend kämpft Nordrhein-Westfalen mit heftigen Unwettern. Starkregen und Gewitter haben mehrere Städte im Ruhrgebiet und am Niederrhein unter Wasser gesetzt. In Duisburg meldete die Feuerwehr über 230 Einsätze innerhalb weniger Stunden. Besonders dramatisch: In Essen stieg das Wasser in manchen Straßen bis zu 60 Zentimeter hoch, zahlreiche Keller liefen voll.
Die Situation bleibt angespannt. «Wir arbeiten seit Mitternacht durchgehend, aber die Einsatzliste wird kaum kürzer», erklärt Thomas Held, Einsatzleiter der Feuerwehr Mülheim. Der Deutsche Wetterdienst warnt weiterhin vor ergiebigem Dauerregen bis Donnerstagabend mit Niederschlagsmengen zwischen 50 und 80 Litern pro Quadratmeter.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten eine solche Mobilisierung der Hilfskräfte erlebt. Besonders beeindruckend: In Oberhausen organisierten Anwohner spontane Nachbarschaftshilfen, verteilten Sandsäcke und boten Betroffenen Unterschlupf.
Die wirtschaftlichen Folgen sind bereits sichtbar. Das Einkaufszentrum CentrO in Oberhausen musste teilweise gesperrt werden, nachdem Wasser in die Tiefgarage eingedrungen war. «Die Schäden gehen in die Millionen», schätzt Centermanager Marcus Schmidt.
Experten sehen einen besorgniserregenden Trend. «Solche Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel häufiger und intensiver», warnt Prof. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. In Hamburg habe ich ähnliche Entwicklungen beobachtet – was früher als «Jahrhundertregen» galt, tritt inzwischen fast jährlich auf.
Die Landesregierung hat Soforthilfen für betroffene Kommunen zugesagt. Doch reicht das? Viele Städte haben ihre Hochwasserschutzkonzepte noch nicht ausreichend an die neue Klimarealität angepasst. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die bestehenden Maßnahmen ausreichen – oder ob wir grundlegend umdenken müssen, wie wir unsere Städte gegen Wassermassen wappnen.