Die Zeiten, in denen man für professionelles Fitnesstraining einen teuren Personal Trainer brauchte, sind vorbei. In meiner Jackentasche steckt heute ein digitaler Coach, der meine Schritte zählt, Trainingseinheiten plant und sogar meine Schlafqualität bewertet. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie nutzen mittlerweile 38 Prozent der Deutschen regelmäßig Fitness-Apps – Tendenz stark steigend.
Besonders faszinierend finde ich die Entwicklung im Bereich der KI-gestützten Trainingsanalyse. Apps wie «Tonal» oder «Freeletics» passen Workouts in Echtzeit an und korrigieren sogar Bewegungsabläufe durch Smartphone-Kameras. «Die Technologie hat einen Punkt erreicht, an dem wir Bewegungsmuster präziser analysieren können als viele Einsteiger-Trainer», erklärt Dr. Michael Lehnert von der Sporthochschule Köln. Was vor fünf Jahren noch Science-Fiction war, ist heute Alltag für Millionen Hobby-Sportler.
Die Kehrseite der Medaille: Viele Nutzer berichten von einer Art «Fitness-Burnout». Das ständige Tracking, die permanente Optimierung und der soziale Druck durch geteilte Ergebnisse erzeugen Stress. In meinem Bekanntenkreis kenne ich mehrere, die ihre Smartwatch am Wochenende bewusst ablegen – digitales Detox für die Sportseele.
Interessanterweise beobachte ich auch eine Gegenbewegung: «Analoges Training» wird zum Trend. Einfache Übungen ohne Technik-Schnickschnack, Lauftreffs ohne GPS-Uhr und Yoga-Kurse, bei denen Smartphones in der Umkleide bleiben müssen. Werden wir in Zukunft eine Balance finden zwischen digitaler Optimierung und dem ursprünglichen Körpergefühl? Die Technologie entwickelt sich rasant weiter – aber vielleicht liegt die wahre Innovation darin, zu wissen, wann wir den digitalen Trainer ausschalten sollten.