In Essens Stadtteil Holsterhausen wächst der Unmut der Anwohner über eine aktuelle Knöllchen-Welle. Das Ordnungsamt der Stadt hat in den vergangenen Wochen verstärkt Strafzettel verteilt – besonders entlang der Gemarkenstraße und in umliegenden Wohngebieten. Nach Angaben der Behörde wurden allein im letzten Monat über 180 Verwarnungen ausgesprochen, dreimal mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die Parkplatzsituation in Holsterhausen ist seit Jahren angespannt. Durch Baustellen und neue Radwege sind weitere Stellflächen weggefallen. «Ich komme abends von der Arbeit und drehe teilweise 20 Minuten meine Runden, bevor ich irgendwo parken kann», berichtet Anwohnerin Maria Schneider. «Und dann findet man mich am nächsten Morgen mit einem Knöllchen, weil ich angeblich zu nah an einer Einfahrt stand.»
Das Ordnungsamt verteidigt die Kontrollen. «Wir reagieren auf Beschwerden von Anwohnern und müssen die Verkehrssicherheit gewährleisten», erklärt Ordnungsamtsleiter Thomas Weber. Besonders problematisch seien zugeparkte Feuerwehrzufahrten und Rettungswege.
Ein lokaler Händler an der Gemarkenstraße spürt die Auswirkungen. «Meine Kunden berichten, dass sie nicht mehr zum Einkaufen kommen, weil sie Angst vor Strafzetteln haben», sagt Kioskbesitzer Mehmet Yilmaz. Sein Umsatz sei um fast 15 Prozent eingebrochen.
Ich kenne die Situation aus meiner Zeit als Lokalreporterin in Baden-Württemberg: Wo Wohnraum verdichtet wird, aber Parkplätze wegfallen, entstehen solche Konflikte fast zwangsläufig. In Hamburg-Ottensen hatte ein ähnlicher Streit vor einigen Jahren sogar zu einer Bürgerinitiative geführt.
Die Bezirksvertretung hat das Thema nun auf die Tagesordnung gesetzt. Für März ist ein runder Tisch geplant, bei dem Anwohner, Ordnungsamt und Stadtplaner gemeinsam nach Lösungen suchen wollen. Vielleicht könnte ein Kompromiss in flexibleren Anwohnerparkzonen liegen – doch die Frage bleibt: Wo sollen all die Autos hin, wenn der öffentliche Raum begrenzt ist?