In Hamburg beginnt heute der Prozess gegen zwei junge Männer, die im Januar einen 15-Jährigen durch Schüsse schwer verletzt haben sollen. Der Vorfall ereignete sich am helllichten Tag in St. Georg, einem belebten Stadtteil nahe dem Hauptbahnhof. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden mindestens acht Schüsse abgefeuert, vier davon trafen den Jugendlichen. Die Tat sorgte für Entsetzen in der Hansestadt.
Vor dem Landgericht müssen sich nun ein 18- und ein 19-Jähriger verantworten. Der Vorwurf: versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung. «Die Angeklagten handelten aus niedrigen Beweggründen», erklärte Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering. Der Angriff soll auf einen Streit unter Jugendlichen zurückgehen, der völlig eskalierte.
Was mich bei meinen Recherchen besonders erschüttert hat: Das Opfer überlebte nur durch eine Notoperation. Die Kugeln trafen Brust, Bauch und Bein. Ärzte des nahegelegenen UKE kämpften stundenlang um sein Leben.
Die Polizei konnte die Tatverdächtigen nach intensiver Fahndung wenige Tage später in ihren Wohnungen festnehmen. Dort wurden auch die mutmaßlichen Tatwaffen sichergestellt. Für Anwohner wie Petra Schmidt ist die Gewalt beunruhigend: «Ich lebe seit 30 Jahren in St. Georg. Dass jetzt sogar Schusswaffen im Spiel sind, macht mir Angst.»
Welche Rolle spielen Konflikte unter Jugendlichen in Hamburg? Dieser Fall wirft ein Schlaglicht auf eine besorgniserregende Entwicklung. Die Hemmschwelle sinkt, die Waffen werden gefährlicher. Der Prozess könnte ein Signal senden – oder die Hilflosigkeit einer Gesellschaft offenbaren, die ihre Jugend nicht mehr erreicht.