Die Frankfurter Straßen füllten sich gestern mit hunderten protestierenden Eltern, Schülerinnen und Schülern. Sie zogen zum Römer, um auf den desolaten Zustand vieler Schulgebäude aufmerksam zu machen. «Seit Jahren leben wir mit Schimmel, bröckelnden Wänden und Raumnot», sagte Anna Weber, Mutter zweier Grundschulkinder und Mitorganisatorin des Protests. Nach Angaben der Elternvertretungen sind über 60 Prozent der Frankfurter Schulgebäude sanierungsbedürftig.
«Unsere Kinder lernen in Räumen, in denen wir Erwachsenen nicht arbeiten würden», rief Schülersprecher Luca Hoffmann der Menge zu. Die Protestierenden trugen selbstgebastelte Schilder mit Aufschriften wie «Bildung braucht Raum» und «Schimmel macht krank – unsere Zukunft auch». Bemerkenswert war die breite Unterstützung aus allen Stadtteilen. Als ich mit Teilnehmern sprach, hörte ich immer wieder die gleichen Geschichten: undichte Fenster, überfüllte Klassenzimmer, defekte Toiletten.
Die Stadt Frankfurt verweist auf ihr Schulbauprogramm, das Investitionen von 1,6 Milliarden Euro vorsieht. «Zu wenig und zu spät», konterte Elternbeirätin Susanne Müller. «Während die Politik redet, fallen unseren Kindern buchstäblich die Decken auf den Kopf.» Der städtische Bildungsdezernent Hans Meyer kam kurz zu den Demonstrierenden und versprach, die Anliegen ernst zu nehmen.
Ich habe in meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin selten erlebt, dass ein Thema so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft vereint. Die maroden Schulen sind ein Sinnbild für vernachlässigte Bildungsinfrastruktur. Während die Demonstranten auseinandergingen, blieb die Frage im Raum: Wie viele Proteste braucht es noch, bis aus Versprechen Klassenräume werden, in denen Kinder gesund lernen können?