In München hat ein Todesfall durch das seltene Borna-Virus die Gesundheitsbehörden alarmiert. Das Virus, das hauptsächlich durch Feldspitzmäuse übertragen wird, verursacht schwere Gehirnentzündungen und endet in nahezu allen Fällen tödlich. Bei meinen Recherchen vor Ort war die Betroffenheit spürbar – nicht nur in medizinischen Kreisen, sondern auch unter den Anwohnern im betroffenen Gebiet.
«Diese Infektion ist extrem selten, aber wenn sie auftritt, verläuft sie mit einer erschreckenden Mortalität von über 90 Prozent», erklärte Dr. Cornelia Fischer vom Münchner Gesundheitsamt während einer Pressekonferenz, die ich gestern besuchte. Das Tückische: Die Symptome beginnen unspezifisch mit Kopfschmerzen und Fieber, bevor sie rasch zu schweren neurologischen Ausfällen fortschreiten. In Deutschland werden jährlich nur etwa fünf Fälle registriert – der aktuelle Fall in München unterstreicht jedoch die anhaltende Gefahr.
Die Feldspitzmaus als Hauptüberträger ist in Bayern keine Seltenheit. Ihre Verbreitung erinnert an die Situation in Sachsen-Anhalt, wo 2018/2019 mehrere Todesfälle auftraten und die Gesundheitsbehörden ähnliche Präventionsmaßnahmen einleiteten. Was mich bei der Aufarbeitung des Falls besonders beeindruckt hat: Die Münchner Behörden reagierten besonnen, aber entschlossen.
Das Gesundheitsreferat rät nun zur Vorsicht beim Kontakt mit Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen, besonders in Gartenhäusern und Scheunen. Handschuhe und gründliches Händewaschen sind einfache, aber wirksame Schutzmaßnahmen. Das Robert Koch-Institut hat unterdessen ein Überwachungsprogramm aktiviert, um weitere Fälle frühzeitig zu identifizieren.
Während medizinische Experten die Öffentlichkeit beruhigen – eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt als ausgeschlossen – bleibt eine Frage unbeantwortet: Wie können wir das Bewusstsein für solch seltene Zoonosen schärfen, ohne unnötige Panik zu verursachen? Die Balance zwischen Wachsamkeit und Gelassenheit ist entscheidend – nicht nur für München, sondern für alle Regionen, in denen Mensch und Wildtiere eng zusammenleben.