Die Ruhe einer gewöhnlichen Nacht in Frankfurt wurde am frühen Samstagmorgen jäh gestört. An der Galluswarte, einem der belebten Knotenpunkte im Westen der Mainmetropole, eskalierte gegen 1:30 Uhr ein Streit zwischen zwei Männern. Ein 26-Jähriger zog plötzlich eine Gaspistole und schoss seinem 27-jährigen Kontrahenten ins Gesicht.
Polizeiangaben zufolge erlitt das Opfer glücklicherweise nur leichte Verletzungen. Dennoch musste der Mann vom Rettungsdienst versorgt werden. Die Beamten konnten den Täter noch am Tatort festnehmen und stellten die Waffe sicher.
«Es kam aus dem Nichts», berichtet ein Zeuge, der anonym bleiben möchte. «Erst ein lauter Wortwechsel, dann plötzlich dieser Knall.» Als ich vor einigen Jahren über Konflikte im Frankfurter Bahnhofsviertel berichtete, erlebte ich ähnliche Situationen – kleine Streitigkeiten, die unvermittelt in Gewalt umschlugen.
Die Hintergründe des Streits sind bislang unklar. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen und prüft nun, welches Motiv hinter der Tat steckt. Laut Aussagen der Polizei kannten sich die beiden Männer nicht.
In Frankfurt hat die Zahl der Straftaten mit Schusswaffen im vergangenen Jahr leicht zugenommen. Ein Problem, das mir bei meinen Recherchen im Rhein-Main-Gebiet immer wieder begegnet. Die meisten dieser Waffen – wie auch im aktuellen Fall – sind allerdings keine scharfen Schusswaffen, sondern Gas- oder Schreckschusspistolen.
Der 26-jährige Tatverdächtige muss sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Galluswarte, sonst ein Ort des täglichen Pendelverkehrs, ist nun um eine unrühmliche Geschichte reicher.
Man fragt sich unweigerlich: Wie niedrig ist die Hemmschwelle zur Gewalt gesunken, wenn selbst banale Auseinandersetzungen mit Waffen ausgetragen werden? Die Antwort darauf bleibt Frankfurt schuldig.