Der Duft von Senf, der jahrzehntelang die Straßen im Düsseldorfer Stadtteil Flingern prägte, wird bald verschwinden. Nach 127 Jahren endet die Produktion des traditionsreichen Löwensenfs am Standort Düsseldorf endgültig. Die Eigentümerin, die bayerische Develey-Gruppe, hat entschieden: Bis Ende 2024 wird die Produktion nach Bayern verlagert. Betroffen sind 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden.
Die Nachricht trifft Düsseldorf ins Mark. Löwensenf gehört zur Stadt wie die Altbier-Kultur und die längste Theke der Welt. Seit 1897 wurde der scharfe Senf hier produziert – ein Stück kulinarische Identität, das nun verschwindet. «Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber wirtschaftlich unumgänglich», erklärte Michael Durach, Geschäftsführer der Develey-Gruppe. Der Standort sei nicht mehr rentabel zu betreiben.
Was viele nicht wissen: Löwensenf war schon lange nicht mehr in Düsseldorfer Hand. Bereits 2001 übernahm Develey die Marke, behielt aber zunächst die Produktion in Düsseldorf bei. In meinen zwanzig Jahren als Reporterin habe ich oft gesehen, wie Traditionsunternehmen nach Übernahmen irgendwann ihre lokalen Wurzeln kappen.
Die Stadtpolitik reagiert mit Bedauern. «Ein schmerzlicher Verlust für unsere Industriegeschichte», so Oberbürgermeister Stephan Keller. Die Gewerkschaft NGG kritisiert die Entscheidung scharf: «Hier wird eine profitable Marke aus rein konzernstrategischen Gründen entwurzelt.»
Immerhin: Die Marke Löwensenf soll weiterbestehen. Doch für viele Düsseldorfer ist klar: Echter Löwensenf kommt aus Düsseldorf, nicht aus Bayern. Was bleibt, ist die Frage, wie viel Heimat eigentlich in einem Produkt steckt, wenn der Produktionsort egal wird. Und ob wir als Konsumenten bereit wären, mehr für lokale Produktion zu zahlen.