Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate musste in Köln ein ganzes Krankenhaus evakuiert werden. Grund ist ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, der in der Nähe der Uniklinik entdeckt wurde. Die 500-Kilo-Bombe mit Aufschlagzünder wurde bei Bauarbeiten gefunden. Etwa 200 Patienten, darunter viele Schwerkranke, mussten heute in Sicherheit gebracht werden.
Die Evakuierung begann bereits am frühen Morgen. «Das ist ein enormer logistischer Aufwand«, erklärte Klinikdirektor Prof. Edgar Schömig. «Wir haben die Verlegung aller Patienten minutiös geplant und können auf die Erfahrung vom letzten Jahr zurückgreifen.» Besonders heikel: 15 Intensivpatienten mussten mit Spezialfahrzeugen transportiert werden.
Ich bin seit heute Morgen vor Ort und beobachte, wie die Rettungskräfte Hand in Hand arbeiten. Ein Krankenpfleger, der gerade einen älteren Herrn im Rollstuhl schiebt, sagt mir: «Man merkt, dass wir mittlerweile Routine haben. Trotzdem ist jede Evakuierung ein Kraftakt.«
Die Stadt Köln hat einen Sperrkreis von 500 Metern eingerichtet. Etwa 5.800 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen, zwei Schulen blieben geschlossen. Für die Entschärfung wird der Luftraum gesperrt und der Schiffsverkehr auf dem Rhein unterbrochen.
Nach der erfolgreichen Entschärfung sollen die Patienten schnellstmöglich zurück in die Klinik gebracht werden. Es wird erwartet, dass der Normalbetrieb erst morgen wieder vollständig aufgenommen werden kann. Die häufigen Bombenfunde in Köln erinnern daran, dass die Vergangenheit selbst 79 Jahre nach Kriegsende noch immer im Boden schlummert.