Als ich gestern Abend die ausverkaufte Porsche-Arena betrat, war die Stimmung elektrisch. 10.000 Fans in Ekstase – das Derby zwischen dem TVB Stuttgart und Frisch Auf Göppingen versprach Handball-Dramatik pur. Und das bekamen wir. Mit verheerenden Folgen für die Stuttgarter, die nach der 28:31-Niederlage nun auf einem direkten Abstiegsplatz stehen. Vier Spieltage vor Saisonende könnte es kaum dramatischer sein.
Was mich besonders erschütterte: Die Art und Weise, wie der TVB einbrach. Nach einer starken ersten Halbzeit (17:14) folgte ein kollektiver Blackout. Nur noch elf magere Tore in der zweiten Hälfte. «Wir haben komplett den Faden verloren», gestand TVB-Trainer Michael Schweikardt nach dem Spiel mit blassem Gesicht. Der erfahrene Coach wirkte ratlos, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
Die Zahlen sind brutal. Mit nur 10:48 Punkten steht Stuttgart nun auf dem vorletzten Tabellenplatz. Die Konkurrenten Eisenach (13:45) und Bergischer HC (12:46) haben sich etwas Luft verschafft. Besonders bitter: Während der TVB strauchelt, feiert Göppingen seinen vierten Sieg in Folge.
Der Druck auf die Stuttgarter wächst ins Unermessliche. «Jetzt heißt es: Zusammenhalten und kämpfen», meinte Kapitän Patrick Zieker, während er nervös mit seinem Handgelenksband spielte. Doch reicht mentale Stärke allein? Das Restprogramm hat es in sich: Kiel, Leipzig, Berlin und Melsungen warten noch. Schaffen die Stuttgarter noch die Wende, oder müssen sie nach neun Jahren Erstklassigkeit den schweren Gang in die 2. Liga antreten? Das Derby könnte mehr als nur ein verlorenes Spiel gewesen sein – vielleicht war es der Anfang vom Ende einer Ära.