Die Landesregierung in Niedersachsen plant eine digitale Bildungsoffensive, die das Lernen grundlegend verändern könnte. Kultusministerin Julia Willie Hamburg stellte gestern in Hannover ein Konzept vor, nach dem künftig alle Schülerinnen und Schüler ab der dritten Klasse mit Tablets ausgestattet werden sollen. Fast 800.000 Kinder und Jugendliche könnten davon profitieren, sobald die Finanzierung steht.
«Der Lernort Schule verändert sich radikal in der digitalen Welt», erklärte Hamburg. Die geplante Initiative soll für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und digitale Kompetenzen früh fördern. Allerdings wird sie nicht billig: Experten rechnen mit Kosten von mindestens 350 Millionen Euro pro Jahr.
Während Lehrerverbände die Pläne grundsätzlich begrüßen, gibt es auch Bedenken. «Tablets allein machen noch keinen modernen Unterricht», mahnt Stefan Störmer vom Schulleitungsverband Niedersachsen. Nötig seien fundierte pädagogische Konzepte und intensive Fortbildungen für Lehrkräfte.
Bei meinen Recherchen in Braunschweiger Grundschulen letzte Woche wurde deutlich: Die technische Ausstattung variiert enorm. Während einige Schulen bereits digitale Klassenzimmer haben, fehlt anderen selbst stabiles WLAN. Die geplante Initiative könnte diese Kluft schließen.
Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert parallel zur Technik auch mehr Personal. «Wir brauchen IT-Fachleute direkt an den Schulen, sonst verbringen Lehrkräfte ihre Zeit mit Technikproblemen statt mit Unterricht», so GEW-Sprecher Christian Hoffmann.
Die endgültige Entscheidung fällt im Landtag, wenn es um den Haushalt 2025 geht. Vielleicht erinnert sich dann mancher Abgeordnete an die eigene Schulzeit mit Kreide und Tafel – und daran, wie anders Bildung heute funktionieren kann.