In Berlin feierten mehr als 500.000 Menschen am vergangenen Wochenende den Karneval der Kulturen. Der farbenfrohe Umzug mit etwa 80 Gruppen schlängelte sich durch Kreuzberg – ein Fest der Vielfalt und Lebensfreude. Besonders in diesen politisch aufgeladenen Zeiten bekommt das 26 Jahre alte Straßenfest eine neue Bedeutung, wie viele Teilnehmer betonen.
«Der Karneval der Kulturen müsste eigentlich überall stattfinden», sagt Nadja Mau, die seit über 15 Jahren mit ihrer Gruppe «Sapucaiu no Samba» teilnimmt. Für sie ist das Fest mehr als nur Unterhaltung: «Es ist ein politisches Statement in einer Zeit, in der rechte Kräfte erstarken und Menschen gegeneinander ausgespielt werden.»
Die bunten Kostüme, pulsierenden Rhythmen und Tänze aus aller Welt spiegeln Berlins kulturelle Vielfalt wider. Dieses Jahr stand der Umzug unter dem Motto «Wofür schlägt dein Herz?«, und die Antwort der Teilnehmer war eindeutig: für ein respektvolles Miteinander.
Als ich durch die Menge gehe, höre ich Gespräche in Dutzenden Sprachen. Eine Familie aus Moabit erzählt mir, sie käme jedes Jahr hierher, «weil die Kinder sehen sollen, wie schön es ist, wenn alle zusammen feiern können.» Diese Momente prägen mehr als tausend politische Reden.
Die Teilnehmerzahlen überstiegen dieses Jahr alle Erwartungen. «Vielleicht», so eine Organisatorin, «weil gerade jetzt viele Menschen ein Zeichen setzen wollen – gegen Ausgrenzung und für das Berlin, das wir lieben.»
In einer Stadt, in der manchmal die Unterschiede betont werden, zeigt der Karneval, wie stark das Verbindende sein kann. Die Botschaft hallt noch lange nach, wenn die letzte Trommel verstummt ist: Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung.