Die Nacht in Dresdens Neustadt zeigt viele Gesichter. Wo bis zum Morgengrauen Leben pulsiert, verändert sich auch das Sicherheitsgefühl. Laut Polizeistatistik stieg die Zahl der Straftaten in diesem Viertel im vergangenen Jahr um 23 Prozent – besonders Taschendiebstähle und Körperverletzungen nehmen zu. Was bedeutet das für die Menschen, die hier feiern, arbeiten oder wohnen?
«Die Stimmung kippt meist erst nach Mitternacht», berichtet Türsteher Marco, der seit acht Jahren vor einem beliebten Club in der Alaunstraße steht. «Früher mussten wir vielleicht einmal pro Abend eingreifen, heute sind es oft vier, fünf Situationen.» Besonders an Wochenenden verdichten sich die Probleme. Die Polizei hat ihre Präsenz erhöht, doch die Streifenwagen können nicht überall gleichzeitig sein.
Anwohnerin Claudia Heinze erlebt das Viertel jeden Tag. «Tagsüber ist es hier wunderbar bunt und kreativ. Nachts bleibe ich inzwischen lieber zu Hause.» Sie beschreibt das Gefühl vieler: Die Neustadt verändert sich, wird lauter, rauer.
In den kleinen Gassen abseits der Hauptstraßen ist die Beleuchtung oft mangelhaft. Dunkle Ecken werden zu Angsträumen. Ein städtisches Projekt soll nun für bessere Ausleuchtung sorgen. «Wir wollen die Balance finden», erklärt Bezirksamtsleiter André Barth. «Die Neustadt soll ihr Flair behalten, aber sicherer werden.»
Auf meinen nächtlichen Streifzügen durch das Viertel fällt mir auf: Wo Bars und Clubs dicht an dicht liegen, wo Leben ist, fühlen sich die meisten sicher. Nur wenige Meter weiter kann das schon anders sein.
Die Neustadt bleibt ein Ort der Gegensätze – kreativ und wild, manchmal bedrohlich. Das zeigt auch der nächtliche Rundgang mit der Polizei. Für die Zukunft des Viertels braucht es mehr als nur Kontrolle: ein gemeinsames Verständnis davon, wie das Zusammenleben in diesem besonderen Teil Dresdens funktionieren kann. Denn die Neustadt gehört zu den Orten, die Dresden unverwechselbar machen.