Die Ruhe im Stadtteil Schwabing-Freimann wurde am Sonntagnachmittag jäh unterbrochen. Eine 35-jährige Frau erlitt in einer Wohnung tödliche Stichwunden. Die Polizei nahm noch am Tatort einen 41-jährigen Mann fest – den Ehemann des Opfers. Die drei gemeinsamen Kinder befanden sich zum Zeitpunkt der Tat ebenfalls in der Wohnung.
Was sich hinter den verschlossenen Türen des Mehrfamilienhauses abspielte, erschüttert die Nachbarschaft. «Ich habe die Familie öfter gesehen, sie wirkten immer freundlich», berichtet eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. Laut Polizeiangaben alarmierte ein Nachbar gegen 16:30 Uhr den Notruf, nachdem er Schreie aus der Wohnung gehört hatte.
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen. Noch ist das Motiv unklar. «Wir prüfen, ob häusliche Gewalt schon vorher ein Thema war», erklärt Polizeisprecher Max Hoffmann. Die drei Kinder im Alter von zwei, fünf und sieben Jahren werden nun vom Jugendamt betreut und erhalten psychologische Unterstützung.
Nachbarn haben am Tatort Kerzen und Blumen niedergelegt. In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder erlebt, wie Nachbarschaften nach solchen Tragödien zusammenrücken. Eine lokale Beratungsstelle für häusliche Gewalt verzeichnet seit der Corona-Pandemie einen deutlichen Anstieg der Hilfesuchenden. «In Krisensituationen steigt das Risiko für Gewalt in Familien», sagt Beraterin Sabine Weber vom Münchner Frauenhaus.
Für die Ermittler steht nun die Sicherung aller Beweise im Vordergrund. Der Tatverdächtige wird heute dem Haftrichter vorgeführt. Die Tragödie zeigt einmal mehr, wie wichtig niedrigschwellige Hilfsangebote und aufmerksame Nachbarn sein können. Was hätte getan werden können, um dieses Drama zu verhindern? Diese Frage beschäftigt nun viele in Schwabing-Freimann.