In Berlin zeichnet sich ein hitziger Kulturkampf um die Zukunft der «Alten Münze» ab. Das historische Gebäudeensemble im Herzen der Stadt, einst Prägestätte des Reichs und der DDR, steht vor einer grundlegenden Umgestaltung. Nach jahrelangen Planungen sollte hier ein kulturelles Zentrum mit Fokus auf Musik entstehen – ein Vorhaben, das nun durch die aktuelle schwarz-rote Koalition ins Wanken gerät.
Die Diskussion erreichte gestern einen neuen Höhepunkt, als Kultursenator Joe Chialo (CDU) während eines Pressegesprächs erklärte, dass die bisherigen Pläne «wirtschaftlich nicht tragfähig» seien. Stattdessen favorisiert er ein Konzept mit weniger öffentlichen Mitteln und mehr kommerzieller Nutzung.
«Wir können uns als Stadt keine weitere kulturelle Dauersubvention leisten», so Chialo. Dem widerspricht die Initiative «Alte Münze retten» vehement: «Hier wird ein bereits demokratisch beschlossenes Kulturprojekt geopfert, um Haushaltslöcher zu stopfen», kritisiert Sprecherin Marie Goltz.
Die Bedeutung dieses Konflikts reicht weit über das Gebäude hinaus. Ich beobachte seit Jahren, wie sich in solchen Auseinandersetzungen die grundsätzliche Frage manifestiert, wem die Stadt gehört und wer sie gestalten darf. Gerade in meiner Hamburger Heimat habe ich ähnliche Prozesse bei der Hafencity-Entwicklung erlebt.
Besonders brisant: Der Bezirk Mitte und die Grünen im Abgeordnetenhaus halten am ursprünglichen Konzept fest. Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) betont: «Die Alte Münze sollte ein Ort sein, an dem Kultur für alle entstehen kann, nicht nur für zahlungskräftiges Publikum.»
Während die politischen Fronten verhärten, wächst die Sorge der Kulturschaffenden. Was als Leuchtturmprojekt begann, könnte zum Symbol einer gespaltenen Stadtgesellschaft werden. Die Entscheidung, die in den kommenden Wochen fallen soll, wird zeigen, welchen Stellenwert nicht-kommerzielle Kultur in der Hauptstadt künftig haben wird.