Die Hamburger Zollbehörden haben heute Morgen eine großangelegte Razzia in mehreren Logistikunternehmen durchgeführt. Über 200 Beamte durchsuchten zeitgleich Firmengebäude und Privatwohnungen im gesamten Stadtgebiet. Im Visier: Ein Netzwerk von Unternehmen, die systematisch Sozialversicherungsbeiträge hinterzogen haben sollen. Nach ersten Schätzungen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit beläuft sich der Schaden auf mindestens 3,8 Millionen Euro.
«Die Masche ist immer ähnlich: Arbeitnehmer werden über Subunternehmen beschäftigt, aber faktisch wie eigene Mitarbeiter eingesetzt», erklärt Zolloberrat Markus Weber. Bei den Durchsuchungen wurden umfangreiche Geschäftsunterlagen und elektronische Daten sichergestellt. Besonders im Fokus standen dabei die Abrechnungssysteme der Unternehmen.
Was mich bei solchen Einsätzen immer wieder überrascht: Die Betroffenen arbeiten oft unter katastrophalen Bedingungen – überlange Schichten, kein Urlaubsanspruch, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Viele der meist osteuropäischen Arbeitskräfte wohnen in überfüllten Unterkünften und können sich kaum wehren.
Der Hamburger Senat hatte erst kürzlich verschärfte Kontrollen im Logistiksektor angekündigt. «Wir müssen den Wettbewerb fair gestalten», betonte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann. «Unternehmen, die sich an die Regeln halten, dürfen nicht die Dummen sein.»
Die Razzia könnte erst der Anfang sein. Nach meinen Informationen plant der Zoll weitere Aktionen, auch in angrenzenden Bundesländern. Die Logistikbranche boomt seit Jahren – doch dieser Erfolg darf nicht auf dem Rücken ausgebeuteter Arbeitnehmer ausgetragen werden. Hier zeigt sich wieder: Wer bei den Löhnen spart, zahlt am Ende oft den höheren Preis.