Die Deutsche Bahn erhält mit Stuttgart 21 einen neuen unterirdischen Durchgangsbahnhof. Obwohl der 11 Milliarden Euro teure Bau erst Ende 2025 fertig sein soll, hat er schon jetzt einen Platz im Museum gefunden. Das Deutsche Museum in München zeigt in seiner Verkehrsausstellung seit Anfang des Monats ein Modell der umstrittenen Baustelle. Die Besucher können so einen Blick auf das größte Infrastrukturprojekt Deutschlands werfen.
«Es ist ungewöhnlich, ein noch laufendes Projekt auszustellen», erklärt Kuratorin Daniela Schneevoigt beim Rundgang durch die Ausstellung. «Aber Stuttgart 21 hat die öffentliche Debatte über Großprojekte in Deutschland grundlegend verändert.» Das Modell im Maßstab 1:160 zeigt anschaulich, wie der neue Bahnhof mit seinen charakteristischen Kelchstützen unter der Erde verschwinden wird.
Die Ausstellung beleuchtet auch die kontroversen Seiten: Kostensteigerungen von ursprünglich 2,5 auf über 11 Milliarden Euro, jahrelange Proteste und die umstrittene Schlichtung durch Heiner Geißler. «Die Menschen wollten mitreden, nicht nur informiert werden», so Verkehrsexperte Martin Schiefelbusch. Eine Besucherin aus Stuttgart meint: «Schön, dass auch die Proteste gewürdigt werden.»
Für mich als Journalistin, die seit Jahren über Infrastrukturprojekte berichtet, zeigt Stuttgart 21 exemplarisch den Wandel in der Kommunikation zwischen Staat, Unternehmen und Bürgern. In meinen Gesprächen mit Bahnvertretern in Baden-Württemberg wurde immer wieder betont, wie sehr der «Lehrstunde S21» die Planung anderer Projekte beeinflusst hat.
Die Ausstellung im Deutschen Museum könnte den Blick auf künftige Großprojekte verändern. Während Stuttgart noch auf seinen neuen Bahnhof wartet, ist die Debatte darüber schon Teil unseres kulturellen Gedächtnisses geworden. Wie wird die Geschichte ausgehen? Das letzte Kapitel ist noch nicht geschrieben – weder im Museum noch in der Realität.