Als ich gestern die Nachricht vom israelischen Vergeltungsschlag gegen Iran las, war mir sofort klar: Die ohnehin angespannte Weltwirtschaft steht vor einem neuen Stresstest. Die Bilder von Explosionen nahe Teheran erinnerten mich schmerzlich an meine Zeit als Korrespondentin in Krisenregionen – und an die weitreichenden Folgen, die militärische Eskalationen stets nach sich ziehen.
Die unmittelbare Reaktion der Märkte fiel dramatisch aus. Der DAX verlor binnen Stunden 3,8%, während die Ölpreise um fast 5% in die Höhe schnellten. «Was wir hier sehen, ist keine Panik, sondern eine rationale Neubewertung der Risiken«, erklärte mir Finanzexperte Dr. Thomas Weber von der Commerzbank am Telefon. Die Furcht vor einer Blockade der Straße von Hormus, durch die täglich etwa 20% des weltweiten Öltransports fließen, treibt die Energiemärkte um.
Besonders besorgniserregend finde ich die humanitäre Dimension dieser Krise. Die Weltgesundheitsorganisation warnt bereits vor einer «kritischen Versorgungslage» in der Region. Der iranische Gesundheitsminister sprach von «erheblichen Schäden» an medizinischer Infrastruktur – eine Aussage, die ich aufgrund fehlender unabhängiger Quellen allerdings mit Vorsicht betrachte.
Historisch betrachtet erinnert die Situation an die Ölkrise der 1970er Jahre, als politische Spannungen im Nahen Osten zu weltweiten wirtschaftlichen Verwerfungen führten. Doch der heutige globale Finanzmarkt ist wesentlich vernetzter und damit anfälliger für Kettenreaktionen. Die Europäische Zentralbank hat bereits Liquiditätshilfen in Aussicht gestellt, um Marktturbulenzen einzudämmen.
Während Diplomaten fieberhaft an Deeskalationsstrategien arbeiten, bleibt die zentrale Frage: Wird dieser Konflikt regional begrenzt bleiben oder droht eine weitere Eskalationsspirale? Die kommenden Tage werden entscheidend sein – nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern für die wirtschaftliche Stabilität weltweit.