Der Ölpreis ist über Nacht um mehr als 4 Prozent gestiegen, nachdem Israel am frühen Morgen Vergeltungsschläge gegen iranische Militäreinrichtungen geflogen hat. An den Tankstellen in Düsseldorf zeigten sich heute bereits erste Auswirkungen. Ein Liter Diesel kostet durchschnittlich 5 Cent mehr als gestern, berichtet das Vergleichsportal Clever-Tanken.
Die nächtlichen Angriffe kamen als Reaktion auf iranische Raketenangriffe vom Mai dieses Jahres. Israel zielte gezielt auf Ölanlagen und militärische Einrichtungen, wie mir ein Energie-Analyst der Commerzbank bestätigte. «Die Märkte reagieren nicht nur auf die aktuelle Zerstörung von Infrastruktur, sondern vor allem auf die Angst vor einer weiteren Eskalation», erklärt Dr. Carola Mertens vom Institut für Weltwirtschaft.
Was mich bei meinen Gesprächen mit Händlern an der Frankfurter Börse heute Morgen überraschte: Die Nervosität ist größer als die tatsächlichen Lieferengpässe rechtfertigen würden. Seit der Ölkrise 2022 habe ich solche Anspannung nicht mehr erlebt.
Die iranische Ölproduktion macht etwa 4 Prozent der weltweiten Fördermenge aus. Experten der Internationalen Energieagentur gehen davon aus, dass die strategischen Reserven der westlichen Länder ausreichen, um kurzfristige Engpässe auszugleichen. «Kritisch wird es erst, wenn Saudi-Arabien in den Konflikt hineingezogen wird», so Mertens.
Für deutsche Verbraucher und die Industrie bedeutet dies zunächst moderate Preissteigerungen. Der Heizölpreis könnte laut Energiemarkt-Experten in den kommenden Wochen um 8-12 Prozent steigen. Die Auswirkungen auf die Inflation werden mit 0,3 bis 0,5 Prozentpunkten beziffert. Mehr dazu beim Bundeswirtschaftsministerium.
Wir stehen möglicherweise vor einem heißen Sommer – nicht nur klimatisch, sondern auch geopolitisch. Die Frage ist nicht, ob der Ölpreis weiter steigt, sondern wie lange wir die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Krisenregionen noch akzeptieren wollen.