Die Hohe Straße in Köln erblüht in neuem Gewand: Über den Köpfen der Passanten flattern seit vergangener Woche bunte Stoffbahnen zwischen den Häuserzeilen. Die sogenannten «Sonnensegel» sollen bei sommerlichen Temperaturen für Abkühlung sorgen und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern. Nach Angaben der Stadt Köln kann die Temperatur unter den Tüchern um bis zu drei Grad sinken.
«Die Hohe Straße ist das Herzstück unserer Einkaufsmeile. Mit den Sonnensegeln wollen wir nicht nur Schatten spenden, sondern auch ein Zeichen für Klimaanpassung setzen», erklärt Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einem Pressetermin vor Ort. Der textile Sonnenschutz ist Teil eines größeren Stadtkonzepts gegen Hitzeinseln.
Die Installation kostete rund 80.000 Euro und soll bis Ende September hängen bleiben. Für Passanten wie Maria Schumann ist die Maßnahme goldrichtig: «Bei 30 Grad im Schatten war Shoppen hier früher kaum auszuhalten. Jetzt kann ich endlich mal durchatmen.»
Kritische Stimmen gibt es dennoch. Einzelhändler Michael Weber von «Mode am Dom» zweifelt an der Wirksamkeit: «Schön anzusehen ist es, aber ob das wirklich gegen die Hitze hilft? Die Leute flüchten trotzdem in klimatisierte Geschäfte.»
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich viele städtische Maßnahmen gegen Klimafolgen beobachtet. Was in Köln auffällt: Die Menschen nehmen die Veränderung im Stadtbild sofort wahr. Viele bleiben stehen, schauen nach oben, machen Fotos.
Das Kölner Projekt steht nicht allein. Städte wie Wien oder Barcelona haben ähnliche Konzepte bereits erfolgreich umgesetzt. Die Frage bleibt, ob temporäre Lösungen ausreichen oder ob nachhaltigere Konzepte wie mehr Stadtgrün folgen müssen. Eines ist sicher: Der Klimawandel zwingt unsere Städte zum Umdenken – bunter Stoffhimmel hin oder her.