Die Hauptstadt kommt wieder ins Stocken. Etwa 1.000 Radfahrende versammelten sich gestern Nachmittag am Berliner Nollendorfplatz, um für bessere Fahrradbedingungen zu demonstrieren. Der Korso zog über drei Stunden durch die Innenstadt – genau zur Hauptverkehrszeit. Laut Polizei kam es zwischen 16 und 19 Uhr zu erheblichen Beeinträchtigungen im Berufsverkehr.
«Wir müssen laut werden, damit sich endlich etwas ändert», erklärt Sandra Meyer, Sprecherin des Fahrradbündnisses, das die Demonstration organisiert hat. Die Teilnehmenden fordern mehr Radwege, bessere Ampelschaltungen und ein härteres Vorgehen gegen Falschparker auf Radstreifen. Im vergangenen Jahr wurden in Berlin 19 Radfahrende im Straßenverkehr getötet – eine Zahl, die die Demonstrierenden als «inakzeptabel hoch» bezeichnen.
Der Korso führte vom Nollendorfplatz über den Potsdamer Platz bis zum Alexanderplatz. Autofahrer reagierten unterschiedlich. «Ich verstehe ja das Anliegen, aber muss das im Berufsverkehr sein?», fragte ein genervter Taxifahrer am Potsdamer Platz. Als ich mit einer Teilnehmerin sprach, wurde deutlich, wie emotional das Thema ist: «Ich wurde letztes Jahr zweimal fast von abbiegenden Autos erfasst, einmal davon mit meinem Kind auf dem Rad.»
Die Verkehrssenatorin kündigte an, noch in diesem Monat ein Konzept für sicherere Kreuzungen vorzustellen. Mehr dazu auf der Webseite der Senatsverwaltung für Mobilität.
Die Diskussion um den Platz auf Berlins Straßen spitzt sich weiter zu. Während die einen von «Schikane durch Radfahrer» sprechen, fordern andere ein «grundsätzliches Umdenken in der Verkehrsplanung«. Was beiden Seiten hilft, wäre wohl ein bisschen mehr gegenseitiges Verständnis – und bessere Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmer.