Die Klimaveränderung macht sich auch im Schulalltag bemerkbar. In Dresden haben Stadträte jetzt einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht: Die Sommerferien sollen künftig acht statt sechs Wochen dauern. Angesichts der zunehmenden Hitzeperioden sei der Unterricht in vielen Klassenräumen kaum noch zumutbar, argumentieren die Antragsteller. Eine aktuelle Umfrage unter Dresdner Lehrern zeigt: In jedem dritten Klassenzimmer werden im Sommer regelmäßig über 30 Grad gemessen.
«Die Konzentrationsfähigkeit der Kinder sinkt bei solchen Temperaturen rapide», sagt Susanne Weber, Schulleiterin einer Grundschule in Dresden-Striesen. «Viele klagen über Kopfschmerzen, manche werden sogar kreislaufbedingt nach Hause geschickt.» Ich habe selbst erlebt, wie in Baden-Württemberg Schulen wegen extremer Hitze den Unterricht aussetzen mussten – ein Phänomen, das vor zwanzig Jahren noch undenkbar gewesen wäre.
Der Vorschlag sieht vor, die zusätzlichen zwei Ferienwochen von den Herbst- und Winterferien abzuziehen. Kritiker wie Bildungsminister Thomas Schmidt sehen darin keine Lösung: «Wir müssen die Schulen klimatisch ertüchtigen, statt den Unterricht zu kürzen.» Tatsächlich fehlt es in Dresden an klimatisierten Schulgebäuden. Von 138 Schulen verfügen nur sechs über moderne Kühltechnik.
Der Stadtrat wird im Oktober über den Antrag beraten. Die Initiative aus Dresden könnte bundesweit Schule machen – denn das Problem betrifft inzwischen alle Bundesländer. Die Frage bleibt: Sollten wir unseren Schulrhythmus dem Klimawandel anpassen, oder müssen wir die Gebäude klimafit machen? Vielleicht brauchen wir beides.