Der Hamburger Senat feiert den umfangreichen Ausbau des Radwegnetzes – doch die Zahlen erzählen eine andere Geschichte. Trotz Millionen-Investitionen in neue Radwege bleibt der erwartete Anstieg des Radverkehrs aus. Aktuelle Zählungen der Umweltbehörde zeigen: An manchen Messstellen fahren sogar weniger Radfahrer als vor dem Ausbau.
Die Stadt hat seit 2020 über 180 Millionen Euro in die Radinfrastruktur gesteckt. Allein im vergangenen Jahr entstanden 62 Kilometer neue Radwege. Dennoch stagnierten die Nutzungszahlen oder gingen zurück. An der Messstation Dammtor wurden 2023 durchschnittlich 4.110 Radfahrer pro Tag gezählt – ein Rückgang um 12 Prozent gegenüber 2019.
«Wir müssen ehrlich sein: Die bloße Existenz von Radwegen reicht nicht aus», sagt Dirk Lau vom ADFC Hamburg. «Es geht um Qualität, Sicherheit und durchgängige Verbindungen.»
Als ich gestern durch Winterhude fuhr, fiel mir auf: Die neuen Radwege enden oft abrupt oder führen durch gefährliche Kreuzungsbereiche. Eine Kollegin wurde letzte Woche am Eppendorfer Weg fast von einem abbiegenden LKW erfasst – trotz frisch markierter Radspur.
Die Mobilitätsbehörde verweist auf externe Faktoren wie das veränderte Arbeitsverhalten nach der Pandemie. «Homeoffice und flexible Arbeitszeiten haben Pendelströme grundlegend verändert», erklärt Behördensprecher Dennis Walter.
Dennoch bleibt die Frage: Warum nutzen nicht mehr Menschen das Fahrrad, wenn die Stadt so viel investiert? Die Antwort könnte in der fehlenden Vernetzung liegen. Eine sichere Fahrradstadt braucht mehr als einzelne Vorzeigeprojekte. Wann Hamburg dieses Ziel erreicht, bleibt offen.