Als ich gestern Abend am Düsseldorfer Hauptbahnhof ankam, waren die Plakate schon von Weitem zu sehen. «Menschen statt Mauern» und «Flucht ist kein Verbrechen» stand darauf. Mehr als 100 Menschen versammelten sich trotz Regenwetter, um gegen die geplante Verschärfung der europäischen Asylpolitik zu protestieren. Der Anlass: Das EU-Parlament stimmt nächste Woche über ein neues Grenzverfahren ab, das Asylsuchende bis zu sechs Monate in geschlossenen Lagern festhalten könnte.
«Was da geplant ist, widerspricht allem, was wir nach dem Zweiten Weltkrieg an humanitären Grundsätzen aufgebaut haben», sagte Pfarrerin Maria Lehmann vom Bündnis «Düsseldorf für Menschlichkeit» in ihrer Rede. Die Demonstranten bildeten eine Menschenkette vom Bahnhof bis zum Landtag – eine symbolische Geste der Solidarität.
Unter den Teilnehmenden waren viele junge Menschen, aber auch Familien mit Kindern und ältere Bürger. Ein Geflüchteter aus Syrien berichtete von seiner eigenen Odyssee: «Ich habe vier Monate in einem Lager in Griechenland verbracht, ohne zu wissen, was mit mir passieren würde. Diese Ungewissheit zermürbt die Seele.»
Die Polizei sprach von einer friedlichen Versammlung. Gegendemonstranten gab es keine, aber vereinzelt kritische Zurufe von Passanten. In Düsseldorf leben derzeit etwa 7.800 Geflüchtete, die meisten in Gemeinschaftsunterkünften.
Was mich besonders beeindruckte: Die Stadt wirkt gespalten in dieser Frage. Während die einen für mehr Humanität auf die Straße gehen, höre ich in Gesprächen mit Anwohnern auch Sorgen wegen begrenzter Ressourcen. Die Demonstration zeigt: Die Balance zwischen Humanität und Kontrolle bleibt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit – nicht nur in Brüssel, sondern auch hier vor Ort.
Mehr Informationen zum geplanten EU-Asylpaket beim Europäischen Parlament.