Massiver Verkehrsstillstand gestern in Hamburg: Gleich drei Großereignisse trafen zusammen und legten den Verkehr der Hansestadt zeitweise komplett lahm. Erst ein Protestzug gegen Polizeigewalt, dann der erste deutsche Veteranentag mit Kanzler Scholz und schließlich noch die Vollsperrung der A7 in Richtung Norden – ein perfekter Sturm für alle, die mit dem Auto unterwegs waren. Die Polizei sprach von «extremen Belastungen» im gesamten Stadtgebiet.
«Ich habe fast zwei Stunden für eine Strecke gebraucht, die normalerweise 20 Minuten dauert», berichtete die Hamburgerin Melanie Schulz, die vom Stadtrand in die Innenstadt wollte. Besonders im Bereich der Innenstadt ging zeitweise gar nichts mehr. Die Demo startete am Hauptbahnhof und zog mit rund 850 Teilnehmern durch die City bis zum Gänsemarkt.
Parallel dazu fand am Jungfernstieg der erste deutsche Veteranentag statt, zu dem neben Bundeskanzler Olaf Scholz auch Verteidigungsminister Boris Pistorius und zahlreiche Ehrengäste erschienen. Die Sicherheitsmaßnahmen sorgten für weiträumige Absperrungen.
Als wäre das nicht genug, wurde die A7 zwischen Hamburg-Stellingen und Schnelsen-Nord in Richtung Norden voll gesperrt – eine planmäßige Maßnahme, die aber an diesem Tag besonders unglücklich wirkte. Der Verkehr wurde über ohnehin schon überlastete Ausweichstrecken geleitet.
Nach meinen Beobachtungen reagierten viele Hamburger mit typischem Norddeutschen Gleichmut. «Is› halt so», meinte ein Taxifahrer schulterzuckend an der Mönckebergstraße. «Wir hatten doch genug Vorwarnungen.»
Für Hamburg sind solche verkehrstechnischen Herausforderungen nicht neu. Die Hansestadt erlebt regelmäßig Großdemonstrationen und Baustellen. Doch selten kommen so viele Faktoren zusammen. Die Verkehrsbehörde kündigte bereits an, künftig solche Überschneidungen besser zu koordinieren. Bis dahin bleibt den Hamburgern nur: Geduld haben oder aufs Rad umsteigen – die einzigen, die gestern zügig vorankamen, waren Radfahrer und Fußgänger.