Die Regenbogenflaggen sind zurück in Frankfurt: Mit dem Dyke March startete gestern der Pride Month in der Mainmetropole. Mehr als 2000 Menschen zogen bei sonnigem Wetter durch die Innenstadt, um für die Rechte lesbischer und queerer Frauen zu demonstrieren. «Sichtbarkeit ist unsere Stärke», rief eine Teilnehmerin in ihr Megafon, während die bunte Parade am Römer vorbeizog.
Was vor sieben Jahren als kleine Demonstration begann, hat sich zu einem der wichtigsten LGBTQ+-Events in Hessen entwickelt. Die Veranstalterinnen hatten mit etwa 1500 Teilnehmerinnen gerechnet – dass es deutlich mehr wurden, zeigt die wachsende Bedeutung.
«In Zeiten, in denen queere Menschen wieder verstärkt angefeindet werden, ist diese Demonstration wichtiger denn je», erklärt Organisatorin Sophia Müller. Laut aktuellen Zahlen des Bundesinnenministeriums sind Angriffe auf LGBTQ+-Personen im vergangenen Jahr um fast 14 Prozent gestiegen.
Als ich vor drei Jahren zum ersten Mal über den Dyke March berichtete, war die Stimmung noch eine andere. Damals ging es vor allem um Sichtbarkeit. Heute spürt man bei vielen Teilnehmerinnen auch eine gewisse Sorge vor gesellschaftlichen Rückschritten.
Bemerkenswert ist die breite Unterstützung: Neben bekannten Organisationen wie dem Lesben- und Schwulenverband waren auch viele Frankfurter Unternehmen und erstmals mehrere Schulen vertreten. Die 16-jährige Emma kam mit ihrer gesamten Schulklasse: «Für uns ist das selbstverständlich. Wir stehen zusammen.»
Der Pride Month geht nun mit zahlreichen Veranstaltungen weiter und gipfelt im Christopher Street Day am 20. Juli. Oberbürgermeister Mike Josef betonte beim Dyke March die Bedeutung für Frankfurt: «Diese Stadt steht für Vielfalt und Respekt – heute und an jedem anderen Tag.»
Die Frage bleibt: Reicht das symbolische Bekenntnis zu Vielfalt aus? Oder braucht es mehr konkrete Politik für queere Menschen? Der Dyke March hat zumindest gezeigt: Die Community ist laut, selbstbewusst und bereit, für ihre Rechte einzustehen.